Interview mit “den Hermines” des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Pulheim

Interview mit “den Hermines” des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Pulheim

Elli und Lena, zwei der dienstältesten Mitglieder des Buchclubs „die Hermines“ des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Pulheim, erzählen im Interview mit den LESEPUNKTEN über ihre Liebe zu Büchern, wie aus einem kleinen Buchclub nach und nach ein gut organisiertes Bibliotheksteam wurde und was sich die „zauberhaften BibliothekarInnen“ für die Zukunft noch vorgenommen haben.

LESEPUNKTE: Auf eurer Facebook-Seite postet ihr viele witzige Sprüche, Videos und Fotos rund ums Lesen. Auf einem Foto heißt es: „Say it loud, say it proud, I am a book geek“. Würdet Ihr Euch selbst als Bücher-Nerds bezeichnen?

Elli: Auf jeden Fall. Aber wir würden uns nicht nur als Bücher-Nerds, sondern als Nerds für alles bezeichnen, für Serien, Filme, Bücher und Spiele.

LESEPUNKTE: Was begeistert Euch am Lesen?

Elli: Uns begeistert am Lesen, dass man sehr viele verschiedene Geschichten, im Grunde verschiedene Leben, leben kann. Wir haben bei Büchern ein sehr bunt gemischtes Spektrum, was uns wichtig ist. Am meisten fesseln uns Bücher, die gut geschrieben sind, die eine gute Storyline haben. Dann kommt es auch nicht auf das Genre an. Humor ist auch sehr wichtig. Also am besten eine spannende Handlung mit einem Tick Sarkasmus.

LESEPUNKTE: Aber nun kurz zu Eurer Geschichte: Ihr habt 2010 als kleiner Buchclub im Theaterkeller Eurer Schule begonnen. Mittlerweile führt ihr eigenständig die Schulbibliothek. Wie kam es dazu?

Lena: Am Anfang war unser Buchclub in der Schule unbekannt. Als eine unserer Bibliothekarinnen gegangen ist und die andere krank wurde, hat unser AG-Leiter Frank Spiekermann bei der Schulleitung vorgeschlagen, dass wir aushelfen könnten. Er meinte, als Schulbuchclub sei dies eine interessante und passende Arbeit für uns. Die Schulleitung hat zugestimmt und als dann klar wurde, dass unsere Bibliothekarin nicht wiederkommen wird, wurde die Leitung unter der Aufsicht einer Lehrperson uns übertragen. Als die zweite Internationale Willkommensklasse, bzw. Vorbereitungsklasse eingerichtet wurde, hatten sie keinen Lehrer mehr für die Bibliothek übrig. Daraufhin hat der Schulleiter, der von unserer Arbeit sehr angetan war, uns die komplette Verantwortung für die Bibliothek übertragen.

LESEPUNKTE: So eine Bibliothek führt sich nicht von selbst. Welche Aufgaben müsst Ihr als Bibliothekare und Bibliothekarinnen bewältigen? Sind die Aufgaben bei Euch klar verteilt?

Elli: Wir haben ganz unterschiedliche Aufgaben. Wir kümmern uns natürlich um die Bücher in der Bibliothek. Dazu gehört, dass wir neue Bücher einbinden, Bücher in unser System einpflegen, beschädigte Bücher reparieren und neue Bücher bestellen. Des Weiteren übernehmen wir die Ausleihe, das heißt die Rückgabe, das Ausleihen und das Verlängern der Bücher. Wir sind außerdem für die Aufsicht zuständig, d.h. wir sorgen für Ruhe in der Bibliothek. Das ist teilweise etwas schwierig, gerade für die jüngeren „Hermines“, da sie sich aufgrund ihres Alters schwieriger gegenüber älteren SuS durchsetzen können. Jeder von uns hat seine bestimmten Diensttage, an denen er in der Bibliothek arbeitet. Da gibt es dann auch kleinere Aufgaben, wie bspw. der Blumendienst und jeder hat noch seine individuellen Aufgaben, wie die Überprüfung der Rechner im Computerraum oder die Regale abgehen, sodass alles ordentlich ist und die Bücher alphabetisch sortiert sind - sonst findet man ja keine Bücher mehr - das muss regelmäßig gemacht werden. Darüber hinaus sind wir mittlerweile für die Bibliotheksausweise zuständig. Das haben wir dieses Jahr das erste Mal gemacht. Es war sehr spannend zu sehen, wie das abläuft.

Am Anfang des Schuljahrs sind wir für die neuen FünstklässlerInnen da. Wir machen eine kleine Führung durch die Bibliothek, sodass sie sich alles anschauen und sich eingewöhnen können.

Unser AG-Leiter, Frank Spiekermann, und wir „Großen“ haben zudem noch leitende und organisatorische Aufgaben, wie das Planen und Durchführen von Lesungen.

LESEPUNKTE: Habt Ihr eine Art Chef oder Chefin? Bspw. die Dienstälteste?

Elli: (lacht) Hallo hier spricht die Dienstälteste. Oh ich meine natürlich die zwei Dienstältesten. Wir haben eine Art Hierarchie. Und zwar den Kuchen, Frank Spiekermann, wir sind die Muffins, die Kleineren sind die Krümel. Wobei wir fünf Dienstälteste sind und seit 2010 dabei sind, also mittlerweile seit sechs Jahren. Das ist – dafür, dass der Buchclub erst seit sieben Jahren besteht - schon eine ganze Menge.

LESEPUNKTE: Wie häufig trefft Ihr Euch? Wie laufen solche Treffen eigentlich ab?

Elli: Wir treffen uns jeden Mittwoch in der 25-Minuten-Pause. Es werden Themen besprochen, die in der jeweiligen Woche anfallen, Sachen geplant, wie Lesungen oder gemeinsame außerschulische Aktivitäten.

LESEPUNKTE: Die Schulbibliothek hat durch Eure Arbeit frischen Auftrieb erhalten. Es besuchen jetzt mehr Schülerinnen und Schüler in der Pause die Bibliothek. Habt ihr noch weitere Projekte oder Veranstaltungen wie Lesungen geplant, um die Bibliothek noch attraktiver, ansprechender für Eure MitschülerInnen zu machen?

Lesungen haben wir gerade noch keine konkreten geplant für das kommende Schuljahr. Das wird sich am Anfang des Schuljahres herauskristallisieren, welche Autoren/Autorinnen wir einladen können. Wir versuchen immer vier bis fünf Lesungen zu organisieren. Das heißt ungefähr eine im Quartal. Außerdem haben wir Lesepausen geplant. Wir stellen Bücher vor, die uns am Herzen liegen, die auch anderen MitschülerInnen gefallen könnten und welche noch nicht so bekannt sind. Das läuft dann so ab, dass wir kurz den Autor/ die Autorin vorstellen und erzählen, was uns eigentlich an dem Buch gefällt. Danach lesen wir ausgewählte Passagen vor, um den SuS das Buch näher zu bringen und einen kleinen Einblick zu geben, ohne aber zu viel zu verraten.

Als neustes Projekt planen Frank Spiekermann und ich „Harry Potter and the cursed child“ zu lesen. Wir setzen uns einfach in der Pause hin und lesen vor. Wer Interesse hat, kann dazukommen und zuhören. Wir planen eine feste Pause in der Woche ein, in welcher wir vorlesen, bis wir mit dem Buch fertig sind. Das Ziel ist es, den SchülerInnen die Möglichkeit zu geben, auszuspannen.

LESEPUNKTE: Auf einem von euch geteilten Foto auf Facebook heißt es: „work less read more“, aber habt Ihr denn überhaupt neben der Schule und der Bibliotheksarbeit noch Zeit weiterhin so viel zu lesen, über Bücher zu sprechen und Rezensionen zu schreiben?

Lena: Man merkt schon, dass Jüngere sich am laufenden Band Bücher ausleihen. Sie lesen in den Pausen, während ältere SchülerInnen kaum noch Zeit dafür haben. Vor allem für OberstufenschülerInnen wird die Zeit zum Lesen knapp. Bei fast acht bis zehn Schulstunden täglich, zwischendurch noch Projekte, Hausaufgaben, Lernen, Klausuren, Vorbereitung auf das Abitur und noch außerschulische Sachen, wie Führerschein, mit Freunden was unternehmen und Arbeiten, merkt man schon, dass wenig Zeit übrigbleibt. Da stürzen sich alle in den Ferien auf die Bücher, weil man dann wieder Zeit zum Lesen hat.

LESEPUNKTE: Falls sich andere Schülerinnen und Schüler von Eurer Arbeit inspirieren lassen und sich nun auch für eine solche AG an ihrer Schule interessieren, welche Tipps könntet ihr ihnen geben? Was sollten sie beachten?

Elli: Zum einen sollte man Spaß an der Arbeit mit Büchern und vor allem mit jüngeren MitschülerInnen haben. Man kommt da nicht drum rum. Außerdem braucht man Humor und sollte nicht alles zu streng sehen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir zu Beginn alles in der Bibliothek unter Kontrolle haben wollten. In der Bib sollte alles mucks Mäuschen still sein, aber das schafft man nicht. Man muss da locker bleiben und mit einem Lächeln drangehen oder zumindest meistens. Außerdem sollte man auf jeden Fall offen für Änderungen und Kritik sein. Wir haben sicherlich nicht von Anfang an alles richtig gemacht. Wir mussten uns weiterentwickeln, Dinge ausprobieren und manches ändern. Wichtig ist, gemeinsam Lösungen für Probleme zu finden.

Ein weiterer Tipp: Man sollte sich auf jeden Fall Unterstützung von einem Lehrer/einer Lehrerin holen. Als reine Schüler-AG funktioniert es nicht. Man braucht schon eine Person, die im Zweifelsfall dafür geradesteht, den Kopf hinhält und die AG unterstützt. So eine AG funktioniert nur im Team. Es ist wichtig, dass man mit anderen zusammenarbeiten und sich aufeinander verlassen kann.

Lena: Eine gute Organisation ist auch sehr wichtig, sodass jede/r weiß, wann er/sie was machen muss. Dafür braucht man klare Regeln, einen Dienstplan und eine gute Aufgabenverteilung. Sonst kommt einfach gar nichts bei rum.

Elli: Ein letzter und sehr wichtiger Punkt: Man muss seine eigenen Interessen etwas ausweiten bzw. auch andere Interessen berücksichtigen. Wir nehmen Wünsche von SuS entgegen und bestellen nicht nur Bücher, die uns gefallen, sondern auch anderen SuS. Deswegen ist es sehr hilfreich, wenn nicht nur eine Altersgruppe in der AG vertreten ist, sondern aus möglichst vielen Jahrgängen eine begrenzte Anzahl an SchülerInnen teilnehmen.

 

Über diesen Link erfahrt Ihr noch mehr zu den Hermines:

Der Buchclub "Hermines Bibliothek" stellt sich vor

 

Das Interview wurde von der LESEPUNKTE-Redaktion für einen verbesserten Lesefluss gekürzt und an eine geschlechtergerechte Sprache angepasst. Das ausführliche Interview steht für Euch als Audiodatei bereit.

Empfohlene Zitierweise

Interview mit den Schülerinnen Elli und Lena des Buchclubs "die Hermines" (Julia Haas): In: lesepunkte 2016, URL: https://www.lesepunkte.de/interview/interview-mit-den-hermines-des-geschwister-scholl-gymnasiums-in-pulheim/
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