Polly Horvath: Marthas Boot

Lesepunkte: 4 Punkte
AutorIn: Polly Horvath
Titel: Marthas Boot
Verlag: Freies Geistesleben ISBN: 978-3-7725-2974-0
Seiten: 247 Preis: 18,00€
Altersempfehlung: ab 11 Jahren

Rezensiert von: Johanna Radermacher, 8.Klasse [IGIS KÖLN / Integrierte Gesamtschule Innenstadt, betreut von: Corinna Roussel]

Ein einziger Tsunami ändert vier ganze Leben.

Das 247 Seiten lange Buch „Marthas Boot“ von der englischen Autorin Polly Horvath, erscheint im Jahr 2021 zum ersten Mal auf Deutsch und wird vom Freies Geistesleben Verlag herausgegeben. Es handelt von vier Schwestern, die seit dem Tod ihrer Eltern darum bangen vom Jugendamt entdeckt und in getrennten Pflegefamilien untergebracht zu werden.

Fiona, Marlin, Natasha und Charlie McCready sind Schwestern im Alter von vierzehn, zwölf, zehn und acht Jahren. Die vier leben jahrelang glücklich und sorgenfrei mit ihren Eltern als sogenannte Missionarsfamilie zusammen. Bis zu dem Tag als ihre Eltern vom Onkel in sein kleines Hotel in Thailand eingeladen werden. Alle Gäste werden mit dem Hotel von einem Tsunami erfasst und mitgerissen. Von dem Punkt an sind die Schwestern auf sich gestellt, denn ihre Eltern haben die Welle nicht überlebt. So kommen sie vorläufig bei einer, von der Kirche angestellten, Australierin unter. Ein Jahr vergeht, bis feststeht, dass die vier Mädchen zu ihrer „seltsamen“ Großtante ziehen. Martha lebt vor der Küste von British Columbia in einem abgelegenen Gebiet. Kurze Zeit später fliegen die vier zu ihrer Tante. Nach der anstrengenden Reise freuen sie sich auf Martha, die sie am Flughafen empfangen soll. Doch sie erscheint auch nach vielen Stunden nicht, so dass sich die vier Schwestern allein auf den Weg zu Marthas Haus machen. Am Haus angekommen müssen die Mädchen jedoch feststellen, dass auch hier von der Tante jede Spur fehlt. Von dem grimmigen Nachbarn erfahren sie, dass ihre Tante kürzlich verstorben ist. Abermals stürzt für die Geschwister eine Welt zusammen. Die große Angst getrennt zu werden festigt sich allmählich in ihren Köpfen. Wie es für die vier wohl weiter geht? Können sie allein zu viert leben? Werden sie getrennte Wege gehen müssen?

Fiona ist die älteste der vier Schwestern und somit auch diejenige, die sich für ihre Schwestern verantwortlich fühlt. Sie managt alles sehr gut, jedoch liegt dadurch auch ein großer Druck auf ihr, weil sie sich in so jungen Jahren schon in die anspruchsvolle Mutterrolle gedrängt fühlt. Marlin unterstützt Fiona und baut sie, wenn nötig, auch wieder auf. Sie, als zweitälteste, entdeckt das Kochen und Backen für sich. Natasha liebt die Natur und vor allem Tiere, gerade Vögel haben es ihr angetan. Sie ist sehr verträumt und ihre Gefühle macht sie lieber mit sich selbst aus. Das wird ihr auch einmal zum Verhängnis. Die jüngste im Bunde ist Charlie. Sie hat der Tod der Eltern am härtesten getroffen. Charlie hat ihren eigenen Kopf. Gleichzeitig ist sie auch sehr ängstlich und ein großes Plappermaul, weshalb Geheimnisse, von denen die Schwestern viele haben, nicht gut bei ihr aufgehoben sind. Insgesamt ergänzen die Schwestern sich gut und Zusammenhalt wird bei ihnen ganz großgeschrieben.

Die Handlung wirkt sehr real und könnte tatsächlich so geschehen. Die Emotionen werden nachvollziehbar beschrieben, so dass man sich gut in die Lage der vier Schwestern und deren Gefühlswelt hineinversetzen kann. Auch die Unterschiedlichkeit der Charaktere der Mädchen, die sie so zusammenschweißt, ist sehr beeindruckend beschrieben.

Das Deckblatt des Buches passt zu der Thematik, nur mich persönlich würde es nicht gleich ansprechen, da es eher schlicht und unauffällig gestaltet ist. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen, es gibt ab und zu ein paar Wörter, die man vielleicht nicht kennt, aber insgesamt ist es sehr schön zu lesen. Bilder gibt es keine, jedoch hat man bei Ortswechseln oder Zeitsprüngen eine kleine Schwalbe zwischen den Textabschnitten. So ist für jeden klar, dass etwas Neues kommt, was ich sehr hilfreich für das Verstehen der Handlung finde.

Meiner Meinung nach hätte die Geschichte allerdings deutlich spannender sein können. Gerade der Anfang hat sich sehr gezogen und lange Zeit hatte ich nicht das Gefühl, von dem Buch gepackt zu werden. Vom mittleren Teil an bis zum Ende hat sich die Spannung dann sehr lange gehalten, weil immer neue Aspekte hinzukamen. Das fand ich sehr gut. Dazu muss man jedoch sagen, dass die Spannung nur bis zu einem gewissen Punkt ging, der dann auch nicht überschritten wurde.

Ich denke, das Buch ist genau richtig, wenn man lebensnahe Handlungen und realistische Darstellung mag. Generell würde ich es jedem empfehlen, da es mal etwas anderes ist, was nicht so actionreich daherkommt und eine gute Länge hat, um es mal zwischen zwei langen Büchern zu lesen. Es ist ein tolles Buch, das meiner Meinung nach vermitteln soll, wie schnell ein schönes, sorgenfreies Leben, sich wenden kann. Aber man sollte das Beste daraus machen und dann kann es auch wieder positive Wendung nehmen.

Ich würde 4 von 5 LESEPUNKTEn für das Buch vergeben.

Empfohlene Zitierweise

Johanna Radermacher, Rezension von: Polly Horvath: Marthas Boot. In: LESEPUNKTE 2022, https://www.lesepunkte.de/rezensionen/polly-horvath-marthas-boot
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