Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues

Lesepunkte: 5 Punkte
AutorIn: Erich M. Remarque
Titel: Im Westen nichts Neues
Verlag: Kiepenheuer & Witsch, 2014 ISBN: 978-3-462-04633-5
Seiten: 336 Preis: 8,99 Euro
Altersempfehlung: All Age

Rezensiert von: Erik Baum [Freiherr-vom-Stein Gymnasium Leverkusen; betreut von Christoph Heckl]

Von wegen nichts Neues: Remarques Meisterwerk

Krieg ist definiert als ein organisierter und unter Einsatz erheblicher Mittel mit Waffen und Gewalt ausgetragener Konflikt. So zumindest Wikipedia. Die Definition, zu der Erich Maria Remarque in seinem bewegenden Stück Antikriegsliteratur „Im Westen nichts Neues“ (1929) nach 259 Seiten findet, ist ungleich menschlicher und realitätsnäher.

Die Geschichte des 19-Jährigen Paul Bäumer, der im ersten Weltkrieg mit seiner Klasse eingezogen wird und die Gräuel des Krieges hautnah miterlebt, ist derart mitreißend und zugleich empörend, dass der Leser bzw. die Leserin verstörend detailreich und ausdrucksstark das unendlich schreckliche Geschehen in den Schützengräben erlebt und danach tage- und wochenlang mit dem Werk beschäftigt bleibt.

Remarque, der selbst den Krieg erleben musste, gelingt mit diesem Roman einerseits ein Porträt des Kollektivversagens jeglicher zivilisatorischen Errungenschaften wie Anstand oder Vernunft; andererseits schafft der Autor es, diese komplexere Botschaft in den einfachen Erfahrungen eines unbedarften jungen Menschen verständlich zu machen, dessen erste Erfahrungen des Erwachsenenlebens aus einem Krieg bestehen, den er nie wollte oder verstand.

In den verschiedenen Kapiteln wird der Krieg nicht etwa in einfachen, nüchternen klaren Worten beschrieben; vielmehr entschied sich Remarque dazu, von dem Kriegsgeschehen mit einer poetischen, ausdrucksstarken Sprache zu berichten. Tatsächlich gelingt ihm das hervorragend, denn die unvorstellbare Grausamkeit und Brutalität des Kriegsalltages lässt sich wohl kaum noch treffender beschreiben als durch die beeindruckend kraftvolle, wortgewaltige Sprache des Autors.

Der Verlust eines Kameraden nach dem anderen, mehrere leidvolle Jahre des Krieges und schließlich der eigene Tod Paul Bäumers wenige Woche vor Kriegsende unterstreichen nur noch die völlige Sinnlosigkeit des Krieges. Remarque gelingt das Meisterwerk, diesen Schluss nicht allzu offensichtlich und plakativ zu ziehen bzw. zu predigen; hingegen ergibt sich dieser nach und nach von selbst; jedes Kapitel spiegelt einen Teil des erbarmungslosen Lebens im Krieg wieder; zusammengesetzt ergeben diese die oben genannte, ernüchternde Antwort. Doch auch hier wieder werden die Botschaften nicht abstrakt formuliert, sondern es werden aus den Erlebnissen Paul Bäumers logische Schlüsse gezogen, verpackt in einer poetischen Sprache.

Mehr kann und will ich zu diesem sowohl literarisch als auch inhaltlich unschätzbar wertvollen Roman nicht sagen, denn weder will ich denjenigen vorgreifen, deren Interesse an diesen bewegenden Stück Zeitgeschichte nun geweckt ist, noch jene durch Schilderungen des Mordens verstören, die nicht gewillt sind, sich mit Remarques poetischer und zugleich zutiefst menschlicher Auseinandersetzung mit der Urkatastrophe jüngerer Menschheitsgeschichte auseinanderzusetzen. Ich vergebe fünf von fünf Lesepunkten.

Empfohlene Zitierweise

Erik Baum, Rezension von: Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues. In: LESEPUNKTE 2019, https://www.lesepunkte.de/rezensionen/erich-maria-remarque-im-westen-nichts-neues
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