„Unser neuer König besitzt Giftzähne. Bisher hat er nur in der Hauptstadt gewütet. Und es ist für uns alle besser, wenn er sein Augenmerk nicht auf Grimhold richtet.“ (S. 16)
Angst vor dem König
Alixandra liegt nichts ferner, als sich zu vermählen. Sie schätzt ihr freies Leben als Tochter des Grafen von Grimhold. Als der König allerdings alle Adelstöchter im heiratsfähigen Alter an seinen Hof bittet, um unter ihnen eine Braut auszuwählen, bleibt ihr nichts anderes übrig, als seine Einladung anzunehmen. Zu groß ist die Angst, dass sie ansonsten ihre Familie in Schwierigkeiten bringt, schließlich nennt man König Gideon nicht umsonst den Schlangenkönig. Seit seiner Thronbesteigung sind bereits zahlreiche Kritiker im Gefängnis gelandet und Adelige plötzlich verstorben. Und tatsächlich macht der König seinem Ruf alle Ehre. Nicht nur sein sonderbares Verhalten zehrt an den Nerven der jungen Frauen, auch in seinem Schloss scheint es nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Womöglich hat er doch die Hexenkräfte geerbt, wegen derer seine Mutter und Schwestern vor zwanzig Jahren auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden? Kaum eine der dreizehn Adelstöchter hofft tatsächlich auf die Hand des Königs. Doch als er sie vor eine letzte Prüfung stellt, verändert sich alles.
Alixandra
Die Geschichte wird in erster Person aus Sicht von Alixandra erzählt. Alix ist eine unabhängige junge Frau, sie liebt die Jagd ebenso wie die Arbeit im Stall. Seit dem Tod ihrer Mutter kümmert sie sich liebevoll um ihre kleinen Brüder sowie um ihre kranke Tante. Trotzdem plagen sie Selbstzweifel, vor allem was ihr Äußeres, insbesondere ihre raubvogelartigen Augen, angeht. In der Hauptstadt wird sie als Mädchen aus dem Norden zunächst als ungehobelt wahrgenommen, was ihr unter anderem Rebekka, die Nichte von Lady Olympia, die sie unter ihre Fittiche nimmt, deutlich vor Augen führt. In Irke, Hester und Bjorkadil findet sie jedoch schnell Freundinnen.
Mysteriös, unheimlich und vielfältig
Der Roman steckt voller überraschender Wendungen. Zwar ist die Atmosphäre am Königshof von Anfang an keineswegs freundlich. Zwischen den Mädchen gibt es Zickereien, die einen buhlen um die Aufmerksamkeit des Königs, während die anderen alles daran setzen, ebendiese nicht auf sich zu ziehen. Mit der Zeit schlägt die Stimmung allerdings zunehmend ins Mysteriöse und Unheimliche um, bevor die Handlung in der Mitte des Buches eine 180-Grad-Wende nimmt und plötzlich blutig wird. Auch zwei kleine Lovestories nehmen einen Platz in der Geschichte ein, bleiben jedoch eher im Hintergrund. Gerade diese Vielfalt schätze ich sehr an diesem Buch.
Fesselnd, spannend und etwas Besonderes
Insgesamt handelt es sich um einen sehr fesselnden Roman, den ich innerhalb eines Tages verschlungen habe. Die Story ist wirklich spannend und der Plot-Twist in der Mitte des Buches macht es zu etwas Besonderem. Christian Handels Schreibstil ist angenehm zu lesen und auch das wunderschöne Cover hat mich gleich überzeugt.
Inhaltlich gibt es allerdings ein paar kleine Unstimmigkeiten (so wird z.B. zunächst Kadmar als Zimmergenossin von Rebekka vorgestellt, ein paar Seiten später ist Rebekkas Mitbewohnerin aber Hester). Auch das Ende kam mir etwas zu plötzlich. Trotzdem habe ich das Buch sehr genossen.
Daher gebe ich Christian Handels Fantasy-Roman „Die Nacht der Königinnen“ 4 von 5 LESEPUNKTEN.