„Plötzlich verschwindet alles um mich herum. Da ist kein Boden mehr. Kein Schlamm. Keine rutschige Erde. Ich falle.“ (S. 230)
In dem Fantasy-Roman „Sisters of the Sword – Wie zwei Schneiden einer Klinge“, der von Tricia Levenseller geschrieben worden und im Jahr 2022 im Cbt Verlag erschienen ist, wird ein harmloser Auftrag zu einer schicksalsverändernden Flucht. Die Hauptprotagonistin Ziva ist eine Waffenschmiedin und verleiht ihren Waffen durch ihre magische Begabung große Macht und besondere Fähigkeiten. Für diese Kunst ist sie im ganzen Reich bekannt und erhält viele Aufträge von überall her. So auch von der Kriegsherrin Kymora. Sie hofft sich und ihrer Schwester Temra von diesem Erlös und dem Ersparten eine bessere Zukunft zu ermöglichen und übertrifft sich bei diesem speziellen Schwert. Doch als sie die Macht und die Reichweite des Schwertes erkennt, wird ihr klar, dass sie dieses niemals aushändigen darf und sie begibt sich so mit ihrer Schwester, einem Gelehrten und einem Söldner auf die Flucht. Auf dieser Reise entwickeln sich zudem Gefühle, die bald nicht mehr ignoriert werden können, und es bleibt unklar, ob alle vier diese Flucht überleben. „Ich zucke zusammen, als ich es höre – das Geräusch einer Waffe, die sich in einen Körper bohrt.“ (S. 283)
Die Protagonistin Ziva ist eine eher ungewöhnliche Heldin. Sie wirkt weltfremd, ist sehr unsicher und leidet unter Panikattacken. Sie ist schüchtern und fühlt sich unwohl im Umgang mit fremden Menschen. Ich fand es schön, dass die Autorin auch mal eine eher nerdige Fantasy-Heldin geschaffen hat, anstatt die klassische Protagonistin. Die Entwicklung von Ziva ist sehr realistisch geschrieben, indem sie sich nicht von einem auf den anderen Moment öffnet und vertraut, sondern auf ihrem Weg auch immer wieder von ihren Ängsten übermannt wird. Dies hat mir sehr gut gefallen. Der Roman ist spannend aber auch sehr unterhaltsam durch viele lustige Konversationen zwischen den Charakteren, wodurch eine insgesamt tolle Mischung entsteht. Besonders schön und rührend empfand ich auch das Verhältnis und die Bindung zwischen den beiden Schwestern. Sie haben nur noch sich und würden für einander sterben. Dieses Verhältnis hat die Autorin meiner Ansicht nach sehr gut rübergebracht und gefühlvoll geschrieben.
Die ganze Geschichte wird aus Zivas Perspektive geschrieben, wodurch man einen tollen Einblick in ihre Gedanken und ihre Emotionen bekommt. Der Roman hat vierundzwanzig Kapitel mit einer Länge von ca. zwanzig Seiten, was ich sehr angenehm fand und ihr Schreibstil ist locker und einfach zu lesen. Am Anfang viel es mir jedoch ein bisschen schwer, da sich der erste Teil der Flucht etwas in die Länge gezogen hat. Im Laufe des Romans hat sie es aber geschafft, jede Menge Spannung zu erzeugen und die Leser*innen zu fesseln. Ein weiterer Punkt, den ich als sehr schade empfand war, dass das Worldbuilding sehr vage gehalten wurde. Hier hätte ich mir mehr und besonders ausführlichere Beschreibungen gewünscht.
Daher bewerte ich den Fantasy-Roman mit 4 von 5 LESEPUNKTEN und empfehle das Buch für Leser*innen ab 14 Jahren