Der Science Fiction-Comic, „Das Imperium des Atoms“, erschien 2014 im Carlsen Verlag und wurde von Thierry Smolderen (*1954) geschrieben und von Alexandre Clérisse (*1980) illustriert. Es behandelt unter anderem die Themen Gehirnwäsche, psychische Erkrankung und sexuellen Missbrauch. Die Geschichte basiert auf dem Leben Paul Linnebarger, der unter anderem mehrere Science Fiction-Romane verfasste.
Zwei Protagonisten erzählen die Handlung, die in einem Zeitraum von1926 bis ins Jahr 110.985 an verschiedenen Orten spielt.
Der erste Protagonist ist der Science Fiction-Autor Paul. Dieser lebt im 20. Jahrhundert. Der Comic schildert unterschiedliche Szenen aus seinem Leben in nicht chronologischer Reihenfolge, die sich am Ende dieser Graphic Novel zu einer schlüssigen Handlung zusammenfügen.
Paul steht in telepathischem Kontakt mit Zarth Arn, dem zweiten Hauptprotagonisten. Dieser ist ein Kriegsheld aus der Zukunft und lebt im Jahre 110.985 im Sternenimperium.
Nachdem Pauls Vorgesetzte Zeichnungen bei ihm gefunden haben, die sich mit der Zukunft des Universums und fernen Galaxien befassen, muss Paul seine Arbeit im Pentagon in Washington D.C. aufgeben und wird nach New York City in psychotherapeutische Behandlung geschickt. Während seiner Spaziergänge durch New York City bemerkt Paul, dass immer mehr futuristisch aussehende Produkte auf den Markt kommen.
Nach der Beendigung seiner Therapie kehrt Paul nach Washington D.C. zurück. Dort erfährt er von einem Mann namens Zelbub. Dieser versammelt die genialsten Wissenschaftler der Welt zu Brainstorming-Wochenenden, um dabei die innovativ aussehenden Produkte zu entwickeln, die Paul bereits in New York City aufgefallen sind.
Paul wird selbst zu einem solchen Wochenende eingeladen und lernt die zweifelhaften Methoden Zelbubs kennen ...
Die größte Stärke des Comics ist für mich die Optik. Diese ist an dem Design der 50er Jahre orientiert. Schon das Cover des Buches wirkt durch seine bunten Farben und seine kreative Gestaltung sehr einladend.
Auch die Zeichnungen innerhalb des Comics sind sehr gut gelungen. Die verschiedenen Orte, an denen das Buch spielt, wurden lebhaft eingefangen.
Alexandre Clérisse hat bewusst verschiedene Zeichenstile eingesetzt. Zum Beispiel trennt er durch unterschiedliche Farbgebungen Pauls und Zarth Arns Teile der Geschichte voneinander ab. Dadurch, dass die Zeichnungen bewusst als Werkzeuge der Handlung eingesetzt wurden, wirkt der Comic kreativ und vielfältig, aber nicht überladen.
Mein einziger Kritikpunkt an den Zeichnungen ist die ähnliche Gestaltung zweier weiblicher Nebenfiguren. Durch das ähnliche Design war es beim ersten Lesen äußerst schwierig die Charaktere auseinanderzuhalten.
Die Figuren des Comics sind sehr interessant. Besonders Paul und Zarth Arn bestechen durch eine gute Charakterführung und spannende Hintergrundgeschichten. Aber auch die Nebenfiguren tragen viel zur Geschichte bei und langweilen den Leser nicht.
Die Handlung des Comics ist äußerst komplex und behandelt viele verschiedene Themen. Doch dies ist auch eine seiner größten Schwächen. Beim ersten Lesen ist es kaum möglich, die Geschichte vollkommen zu verstehen. Der/die LeserIn muss immer wieder umdenken, da die Handlung sehr häufig die Zeit und den Ort wechselt.
Die nicht chronologische Erzählung ist zwar ein sehr wirkungsvolles Mittel und steigert die Spannung des Buches, doch wäre es besser für den Lesefluss und das Verständnis, wenn der Autor die Zeit- und Ortswechsel ein wenig eingedämmt hätte. Außerdem ist die Handlung an bestimmten Stellen nur sehr vage beschrieben. Daher kann der/die LeserIn teilweise nur vermuten, was der Autor aussagen möchte.
Das Buch ist für jüngere LeserInnen nicht empfehlenswert. Die Handlung ist sehr anspruchsvoll und behandelt ernste Themen, wie zum Beispiel sexuellen Missbrauch. Außerdem gibt es ein paar Szenen mit sexuellen Inhalten, die für jüngere Personen nicht geeignet sind. Daher empfehle ich den Comic erst LeserInnen ab mindestens 14 Jahren und aufwärts.
Lesenswert ist das Buch für Menschen, die sich gerne mit komplexeren Geschichten befassen oder sich für Comiczeichnung und Kunst interessieren.
Alles in allem besticht das Buch durch seine ansprechende Optik und interessanten Figuren. Die Handlung ist jedoch teilweise zu komplex und vage beschrieben. Dadurch wirkt sie sehr verwirrend auf den/die LeserIn. Dennoch kann ich das Buch weiterempfehlen.