Eigentlich ist Michael Döhmann Künstler und Filmemacher, der auch mal Kinder- und Jugendbücher verfasst und illustriert. Bei diesem Roman beschreitet er allerdings einen ganz anderen Weg und begibt sich in die Endphase des 2. Weltkrieges.
Es ist das Jahr 1944 und der junge Soldat Jim ist mitten im umkämpften Italien. Obwohl er eigentlich mit seinen Gedanken im Kampfgeschehen sein müsste und darauf achten sollte, dass er und sein bester Freund David nicht im Gefecht getötet werden, schwelgt er in Erinnerungen an seine große Liebe Shannon. Während er auf Feldbetten schläft, auf Transporttrucks hockt oder hinter Deckungen vor dem Maschinengewehrfeuer der Nazi-Soldaten Schutz sucht, schweift er in die Welt von vor wenigen Monaten ab, in der er noch mit David, seiner Freundin Claire, und natürlich Shannon am Strand seiner kleinen Küstenstadt entlanglief oder eine Motorradtour machte und noch nicht daran denken musste, dass er ständig getötet werden kann.
Wer bei dieser Einleitung denkt, es handele sich um ein spannendes Kriegsdrama, hat weit gefehlt. Der Roman ist nämlich eine Liebesgeschichte mit allen Klischees, die man sich bei einer Schnulze nur vorstellen kann: lange Strandspaziergänge, wilde Motorradfahrten und besinnliche Nächte beim Autokino. Zwar gibt es durchaus auch spannende Abschnitte in dem Buch, wenn David und Jim gegen deutsche Soldaten kämpfen, aber der Fokus des Buches liegt viel mehr auf der Beziehung zwischen Jim und Shannon und seiner Sehnsucht, sie unbedingt wiederzusehen. Auch die Ausdrucksweise, die Döhmann wählt, passt eher zu einer rührenden Liebesgeschichte als zu einem knatternden Kriegsdrama. Beispielsweise: „Nachtwolken zogen über den Wüstenhimmel und schickten die Sterne ins Bett“. Das ist vielleicht eine innovative Formulierung, aber zeigt, dass dieses Buch wahrscheinlich nur KitschliebhaberInnen wirklich überzeugen wird. Was außerdem auffällt, ist, dass manche Kapitel eher so wirken, als wurden sie noch reingeschoben um das wirklich kurze Buch doch noch ein wenig länger zu machen. Zum Beispiel ein Kapitel über ein Schiff, welches Jim geschenkt wurde, das weder groß zur Stimmung des Buches beiträgt, noch für die Handlung relevant ist. Was allerdings niemand an dem Roman bemängeln kann, ist die wunderbar bildhafte Sprache, die Döhmann verwendet. Zwar sind manche Formulierungen ein wenig schmalzig, aber im Großen und Ganzen reißen die Metaphern einen in das Nordamerika bzw. Südeuropa der 40er Jahre. Auch der Spagat zwischen Abenteuer und Kitsch gelingt erstaunlich gut.
Also: Wer Lust auf eine herzzerreißendes Drama hat, bei dem die Augen auch mal ein wenig Nass werden können, wird das Buch verschlingen. Wer auf all das nicht steht, kann sich aber immer noch an der bildhübschen Sprache erfreuen. Mir war das Buch insgesamt aber trotzdem ein wenig zu romantisch, weshalb ich es streckenweise leider nicht so genießen konnte. Deshalb meine abschließende Bewertung: 3 von 5 LESEPUNKTEN.