Der Roman „Der Junge im gestreiften Pyjama“ von dem irischen Autor John Boyne spielt zur Zeit der systematischen Judenverfolgung in Deutschland.
Sie handelt von dem neunjährigen Jungen Bruno, Sohn eines hochrangigen SS-Offiziers im Berlin der 1940er Jahre. Als dieser zum Kommandanten von Auschwitz ernannt wird, muss Bruno zusammen mit seiner Familie umziehen und Berlin verlassen. Das neue, trostlose Haus in „Aus-Wisch“ liegt direkt am Zaun, der das Vernichtungslager und die Menschen in den gestreiften Anzügen umfasst. Die neue Wohnungssituation wirft für Bruno einige Fragen auf: Wer sind diese Menschen? Was tun sie dort? Und wie unterscheiden sie sich von ihm? Gleich bei seinen ersten Nachforschungen entlang des Stacheldrahtzauns trifft er auf den polnischen Juden Schmuel, der auf der anderen Seite in einer der vielen Baracken lebt. Der Sohn eines Uhrmachers aus Krakau erzählt vom Leben im Ghetto und von den unmenschlichen Verhältnissen vor und während der Deportation ins Lager. Die beiden treffen sich jeden Tag an derselben Stelle und Bruno vergisst allmählich sein altes Leben. Letztendlich setzt sich jedoch Brunos Mutter durch und die Rückkehr nach Berlin steht bevor. Die letzte Chance für die beiden Freunde, gemeinsam ein Abenteuer zu erleben…
John Boyne hat sich dem Holocaust durch die Beschreibungen eines Neunjährigen genähert, der seiner Leidenschaft, dem Forschen, nachgeht und Teile an Informationen sammelt, um sich ein Bild von der Situation zu machen. In Wahrheit wissen die Freunde jedoch beide nicht, was wirklich um sie herum passiert. Doch die kindlichen, naiven und harmlosen Beschreibungen machen die Einzigartigkeit des Buches aus. Die schrecklichen und menschenverachtenden Ereignisse des Holocaust aus den Augen von Kindern zu betrachten, ist eine gute Möglichkeit, das Buch und die deutsche Geschichte Jüngeren näherzubringen.
Es ist interessant zu beobachten, wie sich durch Zufall zwei verschiedene und doch ähnliche Jungen mit vielen Gemeinsamkeiten und Interessen eines Neunjährigen finden, kennenlernen und anfreunden, dem abgrenzenden Zaun und anderen Hindernissen zum Trotz. Die Freundschaft der Jungen überwindet jeden noch so großen Zaun, auch wenn dieser so immens und undurchlässig sein sollte wie der eines Konzentrationslagers.
Das Thema dieses Buches ist aktueller denn je: Heutzutage gibt es fast auf allen Kontinenten Kriege und Anschläge. Die Kriegskinder müssen jeden Tag ihr Bestes tun, um zu überleben, die schrecklichen Folgen auf ihre Art und Weise zu verarbeiten und Zäune einzureißen.
Ich halte „Der Junge im gestreiften Pyjama“ für ein sehr empfehlenswertes Buch und vergebe somit vier Lesepunkte.