„Die Eifersucht lockte, manipulierte, hypnotisierte mich mit unglaublichen Rachefantasien, die mir wohlige Schauer über den Körper jagten - und forderte als Gegenleistung nicht mehr als ein paar Schlucke aus der Whiskyflasche.“ (S.104, Z.24-28)
In „Eifersucht“ (2021, ullstein), Jo Nesbøs sieben Thriller- und Krimigeschichten in einem Band, bleibt die Rache jedoch nicht lange in der Fantasie und der Hunger der Eifersucht fordert mehr als einen tiefen Blick ins Glas.
Ob ein Flug, der für den ein oder anderen im Tod enden soll, oder Geheimnisse, die am besten im Maul des Müllschluckers verschwinden sollten, das Motiv jeder der Geschichten ist klar: Eifersucht.
Hat Franz seinen Zwillingsbruder Julian ermordet, weil sie beide unsterblich in Helena verliebt waren? Oder ist Julian nur beim morgendlichen Bad im Meer die Luft ausgegangen...?
Wurde Ivar gestern Abend handgreiflich, als der Alkohol floss und seine Frau ihm ihre Affäre gestand? Während er mit seinem Kollegen die Mülltonnen des Viertels leert, ist er sich nicht mehr sicher: Ist es möglich, dass er am Tag zuvor einen Mord beging?
Ist das nicht der Perlenohrring von Wenche, Amunds Freundin, der hinten auf der Rückbank seines Taxis liegt? Sie war am Tag zuvor mit ihren Freundinnen ausgegangen. Doch ein Ohrring löst sich nicht einfach so, während man alleine im Auto sitzt...
Trotz des einheitlichen Themas, trotz des in jeder Geschichte vorhandenen Bezugs zur Eifersucht, können die sieben Stories einem diese in unterschiedlichen Lichtern präsentieren, teilweise ist dieses Licht sogar so dunkel, dass man erst nach einigem Suchen erkennt, wo sich die Eifersucht dieses Mal versteckt.
Und jede einzelne Geschichte erzeugt ihre eigene Atmosphäre, jede einzelne hat ein enormes Maß an Spannung.
Und die, die vergleichsweise wenig Haare zu Berge stehen lassen sind in diesem Fall auch die, die am kürzesten sind, sodass sie trotzdem interessant sind und das Buch abwechslungsreich machen.
Neben der Spannung, waren für mich die Wendungen der Geschichten ein Merkmal dieses Buches, das mich nie enttäuschte.
Auch wenn der Fall klar zu sein scheint, schafft es Jo Nesbø meiner Meinung nach immer wieder, mich vom Buch aufsehen zu lassen, um den Plot-Twist zu verarbeiten, der die Geschichte in ein neues Licht rückt.
Und das ist eigentlich das Argument, was mich veranlasste, diesem Buch 5 von 5 LESEPUNKTE zu geben.
Durch die ständige Abwechslung aufgrund der sieben voneinander unabhängigen Geschichten, durch die Spannung und die erfrischenden Wendungen, ist das Buch definitiv lesenswert.
Dennoch ist es kein Kinderbuch. Ich würde es ab 15 Jahren empfehlen.
Es ist kein Horrorbuch, das einen nachts wachhält, doch gewährt es einen Einblick in einige der tiefsten menschlichen Abgründe:
Eifersucht.