Frank Schwieger: Ich, Merlin, und die furchtlosen Ritter (Band 4)

Lesepunkte: 4 Punkte
AutorIn: Frank Schwieger
Titel: Ich, Merlin, und die furchtlosen Ritter
Verlag: dtv ISBN: 978-3-423-76289-2
Seiten: 256 Preis: 13,95€
Altersempfehlung: ab 10 Jahren

Rezensiert von: Therese Hüttenberger, 5.Klasse [Bischöfliche Marienschule Mönchengladbach, betreut von: Anne Soiron]

Ich habe das Buch „Ich, Merlin, und die furchtlosen Ritter“ gelesen. Es wurde von Frank Schwieger geschrieben. Veröffentlicht wurde es 2020 in München im dtv-junior Verlag. Die Zeichnungen stammen von der Illustratorin Ramona Wultschner.

In seinem Buch hat Frank Schwieger 17 Tagebucheinträge von berühmten Figuren des Mittelalters z.B: Ritter Artus, oder der Narr Till Eulenspielgel, aber auch Frauen wie Johanna von Orléans mit ihrem Steckbrief kombiniert. Die Tagebucheinträge handeln von wichtigen Ereignissen im Leben der Figuren. Manche Personen hat es wirklich gegeben, manche kommen eigentlich nur in Sagen vor.

Zusammenfassung des Inhalts:

Einer, von dem nicht bekannt ist, ob er wirklich gelebt hat, ist Ritter Artus. Er schreibt darüber, wie er mit seinem Bruder und seinem Vater nach Canterbury kommt, weil der Erzbischof alle Fürsten Britanniens zu Weihnachten in seinen Palast eingeladen hatte. Ein weiteres Ereignis ist ein Felsbrocken, der mitten auf dem Markplatz steht und in dem ein großes Schwert steckt. Auf dem Felsbrocken steht geschrieben: „Wer es vermag dieses Schwert aus dem Felsen zu ziehen, der soll der neue König Britanniens werden!“ Der alte König war nämlich verstorben. Natürlich versuchen nun alle Gäste das Schwert aus dem Stein zu ziehen. Es will ja schließlich jeder König werden. Aber Artus denkt nicht einmal daran, es zu versuchen, das Schwert aus dem Stein zu ziehen.

Da nähert sich ein alter Bettler (der unerkannte Zauberer Merlin) und sagt zum Erzbischof: Warum versuchen Sie es nicht mal mit diesem Mann, und zeigt auf Artus. Der Erzbischof antwortet: Warum sollten wir auf Dich hören? Du bist doch nur ein schwacher Bettler! Aber schließlich ruft ein anderer aus der Menge: Lass es ihn doch versuchen, er schafft es eh nicht. Wir haben doch nichts zu verlieren! Schließlich stimmt daraufhin der Erzbischof zu und nachdem Artus etwas zögert, lässt sich Artus darauf ein und versucht das Schwert zu ziehen.  Er glaubt nicht daran, dass er es schaffen würde, aber als er es versucht, lässt sich das Schwert ganz leicht aus dem Felsen ziehen. Klar, die übrigen Edelmänner sind sehr verwundert, weil sie es ja selber nicht geschafft hatten und ausgerechnet der junge Artus es jetzt allen zeigt. Sie rufen: Artus soll unser neuer König sein. Und damit wird er zum König geschlagen.

Ein weiterer Tagesbuchschreiber mit seiner Geschichte ist der Narr, Till Eulenspiegel. Er beschreibt in seinem Eintrag, wie er von Ort zu Ort zieht, manchmal wird er gezwungen, manchmal hat er einfach Lust dazu. So erzählt er selber „Manchmal machte ich mich aus freien Stücken wieder auf den Weg, manchmal musste ich die Beine in die Hand nehmen und konnte nur mit Mühe und Not einer kräftigen Tracht Prügel entkommen. Ja, ich muss zugeben, ich treib es manchmal allzu bunt mit den Leuten, sodass sie zu Recht ganz schön sauer auf mich wurden“ (S. 168).  So führt er eines Tages ziemlich gelehrte Professoren in Erfurt an der Nase herum, so sagt er es zumindest selber. Er will nämlich einem Esel das Lesen beibringen und mit Hilfe von Hafer und Stroh klappt’s dann sogar, dass der Esel die Seiten in einem Buch blätterte. Da stehen im Buch aber die Buchstaben I und A auf zwei Seiten. Man kann sich schon denken, dass Till den Professoren sagt, dass der Esel bereits die Buchstaben I und A lesen kann. Aber eigentlich will Till den Leuten sagen, dass sie nicht so super gelehrt sind, wie sie immer tun und, dass sie mal sehen sollten, dass sie reingelegt werden können. Till selbst nennt sie „Wichtigtuer und aufgeblasene Dummbeutel“ (S. 170). Deswegen wird er auch in seinem Steckbrief mit einem Spiegel dargestellt, weil er den Leuten gerne den Spiegel vorhält und versucht, sie so richtig einzulegen. Das tut er aber meistens auf einem netten Weg und böse ist er ganz selten.

Johanna von Orléans hat wirklich gelebt und ist 1412 geboren. Das alles findet im 100-jährigen Krieg statt. Sie ist schon mit 19 Jahren gestorben. Als sie, so erzählt sie es, 13 Jahr alt ist, hört sie komische Stimmen im Kopf, die ihr sagen, dass sie Frankreich von den Engländern befreien soll. „Ich sollte die englischen Ritter aus Frankreich hinausjagen und unseren König nach Reims führen“ (S. 120). Das hat ihr eine heilige Person in den Kopf geflüstert. Als sie 17 Jahre alt wird hat sie dann genug Mut und wagt einen Anfang. Sie sammelt Ritter um sich und geht zum König, was total mutig ist. Sein Minister schickt sie natürlich völlig wütend weg und schreit: „Schick die dumme Göre nach Hause“. Aber aufgeben kommt für Johanna nicht in Frage. Ihr wird von diesen Stimmen ganz viel geholfen und die machen ihr auch Mut und sind irgendwie immer dabei. Johanna nennt sie die Heiligen.  Als Johanna dann auch noch Johann von Metz kennenlernt ist die Sache klar und Johann hilft ihr den Plan von Frankreichs Befreiung in die Tat umzusetzen. Und so wird aus dem Bauernmädchen Johanna die Retterin von Frankreich. Sie schafft es wirklich und der Minister zeigt endlich Erbarmen, weil Johanna so hartnäckig auf eine Zusage wartet. Dann schreibt er einen Brief an den König und der wird sehr neugierig und stellt Johanna Ritter zur Seite. In der Stadt Orléans kämpft sie dann für Frankreich und besiegt die Engländer. Natürlich immer noch mit ganz viel Hilfe von den Heiligen. Deswegen wird aus ihr die Nationalheldin Johanna von Orléans.

Meine Meinung zu dem Buch:

Alle Tagebucheinträge sind spannend und richtig interessant.

Man erfährt auch viel über die Zeit und das Leben im Mittelalter, das kommt auch in Zeichnungen vor. Hier wird gezeigt, welche Waffen benutzt wurden (z.B. Morgenstern, Lanze und Streitkolben), welche Häuser die Menschen hatten oder, dass das Leben der Bauern richtig hart war. Es gab natürlich ein paar Burgen aber die meisten lebten in einfachen Häusern mit Strohdach. Die Menschen mussten jeden Tag draußen bei Wind und Wetter harte Arbeiten auf dem Feld erledigen und sie mussten dem Fürsten dienen und einen Teil der Ernte abgeben. Also, dass was wir oft vom Mittelalter denken, das Prinzessinnenleben auf der Burg, das stimmt gar nicht so.

Die Steckbriefe sind immer Zeichnungen. Die sind wie ein Comic gezeichnet. Die Figuren haben Sprechblasen, man erfährt etwas über ihre Feinde, ihren Heimatort, ihre Lieblingsbeschäftigung, ihren Charakter, aber auch etwas über ihre besonderen Talente oder das, was sie so richtig doof finden. Der Held aus der Nibelungensage, Siegfried hat einen ziemlich ausführlichen Steckbrief. Da gibt es z.B. die Information, dass er sehr stark ist und seine Lieblingsbeschäftigung das „Steinezerdrücken“ ist. Das Buch ist also kein richtiger Roman, sondern Frank Schwieger bezeichnet es selbst als das „Freundebuch der furchtlosen Ritter.“ So steht es hinten auf dem Buchdeckel.

Gut finde ich, dass für Kinder eher nicht so spannende ernste Themen, wie z.B. der Kampf um Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden humorvoll erzählt werden. Hilfreich finde ich auch, dass die Figuren aus der Ich-Perspektive erzählen. So kann man sich gut in die Personen hineinversetzen. Außerdem wird man als Leser direkt angesprochen. So z.B. auf Seite zehn als Merlin sich vorstellt: „Wer ich wirklich bin? Tut mir leid, das kann ich dir nicht verraten, das musst du selbst herausfinden, solltest du mich einmal treffen.“ Dadurch entsteht eine gute Verbindung zwischen den Figuren und den Lesern.

Die Sprache und die Zeichnungen sind oft lustig, aber auch manchmal etwas grob. Es gibt Wörter, wie „Kotzbrocken“ (z.B. Seite 60) und lustige Zeichnungen, wie auf Seite 167. Da will Till Eulenspielgel jemanden in einen Hundehaufen treten lassen.

Das Gute ist, dass man total viel über die Geschichte des Mittelalters erfährt. Die Menschen sind vielleicht nicht immer echt gewesen, aber die Geschichten von ihnen werden hier gut erzählt und man lernt viel, z.B. dass England und Frankreich total verfeindet waren, dass es viele arme Menschen gab, die aber viel Mut hatten und sich für die armen Leute eingesetzt und für ihre Rechte gekämpft haben. Die Geschichte von Robin Hood ist so eine Geschichte. Man lernt auch die Namen der Könige aus der Zeit kennen, z.B. Richard Löwenherz aus England. Oft gibt es auch ganz praktisches Wissen über das Mittelalter, natürlich gab es keine Autos und alle mussten immer von einem zum anderen Ort reiten, oder es wurden Briefe geschrieben um Aufträge zu geben. Strom gab’s ja gar nicht.

Manchmal fand ich es schwer einen Zusammenhang zwischen den nach einander auftretenden Personen und ihren Geschichten zu finden. Manche haben zwar etwas miteinander zu tun, andere aber gar nicht. Die einzige Person, die immer vorkommt, aber oft von den anderen unerkannt bleibt, ist Merlin, der Zauberer.

Meine Empfehlung:

Ich empfehle das Buch, weil mir die Ich-Perspektive und die Umgangssprache gefallen. Außerdem sind die Themen echt wichtig. Da sie lustig erzählt werden, sind sie nicht so schwer zu verstehen. Außerdem kann man viel lernen, oder wusstet Ihr, dass man fast jeden Tag Gemüse, Getreide oder Brei essen musste? Fleisch gab’s nur an Festtagen und nur für die reichen Menschen. Die armen und die reichen Menschen waren richtig voneinander getrennt. Die Reichen lebten immer in Burgen oder sogar Schlössern und die Armen mussten im Wald in kleinen Häusern oder auf ihrem Bauernhof leben. Gut ist, dass aber alle Menschen in diesem Buch vorkommen und die gleiche Aufmerksamkeit bekommen. Es ist auch oft über ganz ernste und wichtige Themen zu lesen. Wenn z.B. ein armes Bauernmädchen, wie Johanna, plötzlich mit der Hilfe von Heiligen ihr eigenes Land befreit, das fand ich ziemlich stark.

Also, wer sich für Geschichte interessiert, über Heldinnen und Helden des Mittealters was erfahren will und „Mein Lotta Leben“ von Alice Pantemüller oder „Greg’s Tagebuch“ von Jeff Kinney mag, dem wird auch dieses Buch gefallen.

Ich gebe 4 von 5 LESEPUNKTE.

Empfohlene Zitierweise

Therese Hüttenberger, Rezension von: Annika Thor: Der Sohn des Odysseus. In: LESEPUNKTE 2022, https://www.lesepunkte.de/rezensionen/frank-schwieger-ich-merlin-und-die-furchtlosen-ritter-band-4
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1 Antwort

  1. Liebe Therese,
    Du hast eine super REzension geschrieben. Ich finde die ist von der Sprache und dem Inhalt schon richtig professionell und ich hätte jetzt doch LUst das ganze Buch mal zu lesen.
    Toll, dass Du an diesem Projekt teilgenommen hast.

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