Claudia Praxmayer: Der Geschmack des Lebens

Lesepunkte: 4 Punkte
AutorIn: Claudia Praxmayer
Titel: Der Geschmack des Lebens
Verlag: cbj ISBN: 978-3-570-16579-9
Seiten: 412 Preis: 18,00€
Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Rezensiert von: Hanna Metzger, 11. Klasse [Max-Planck-Gymnasium Lahr, betreut von: Aïsha Hellberg]

„Das hier ging gegen alles, was sie gelernt hatte, woran sie glaubte und wie sie bisher gelebt hatte.“

In dem Future-Fiction Roman „Der Geschmack des Lebens“, von Claudia Praxmayer, geht es um das Loslassen, das Wagen und Neu Anfangen. Der Roman handelt vom Schutz der Artenvielfalt und der Kontrolle über eine der Überlebensgrundlagen – Nahrung.

Wir befinden uns in England im Jahr 2040. Die Hauptstadt London ist belebt mit überfüllten U-Bahnen, selbstgesteuerten Autos und vielen Menschen auf wenig Raum. An jeder Ecke und jedem Winkel gibt es Kameras und Überwachung ist das A und O. Es ist also eine sehr weiterentwickelte Welt, die sich auch im Gemüse- und Obstregal bemerkbar macht. Hier findet man zum Beispiel Zucchini, die alle exakt gleich aussehen.

„Sie steuerte auf die zu einer Pyramide aufgestapelten Zucchini zu. Jede 14 Zentimeter lang und 200 Gramm schwer.“

Nini, die Protagonistin, ist in dieser Welt aufgewachsen und kennt es nicht anders. Sie lebt mit ihren Eltern in einer kleinen Wohnung in London. Ihr Leben ändert sich schlagartig, als sie erfährt, dass ihre Patentante ihr das Cottage auf dem Land vererbt hat unter der Bedingung, dort einzuziehen. Nini ist zunächst unentschlossen, ob sie die Chance auf einen Neubeginn nutzen soll. Kurzerhand zieht sie tatsächlich ein und lernt dort auch den Gärtner des Grundstücks kennen. Zunächst ist alles idyllisch und neu für Nini. Aber nach kurzer Zeit stößt sie auf ein verdächtiges Gewächshaus mit illegalen Obst- und Gemüsesorten. Nini wird überrumpelt von Geheimnissen, die sie erst zu ordnen versucht. Bald wird sie in etwas hineingezogen, ohne genau zu wissen, was das alles bedeutet. Zudem hat sie genug eigene Probleme, mit denen sie zu kämpfen hat. Was hatte ihre Tante im Schilde geführt? Und was hat Nini damit zu tun? Kann sie die illegalen Machenschaften mit sich selbst vereinbaren?

Nini hat mir als Protagonistin sehr gut gefallen, da sie sehr authentisch wirkt. Man merkt, dass die Entscheidungen, die sie zu treffen hat, ihr nicht leichtfallen, was selbstverständlich ist. Denn ihr Bild von der Welt, in der sie aufgewachsen ist, wird komplett auf den Kopf gestellt.

Ihre Freundschaft zu Arthur, dem Gärtner, und zu dem zahmen Eichelhäher Nepomuk ist auch sehr schön.

Schon von dem ersten Kapitel an war ich fasziniert von der Zukunftsgestaltung, genauso wie von Claudia Praxmayers Schreibstil. Obwohl Future-Fiction nicht zu meinen begehrten Genres gehört, hat es mich positiv überrascht. Dass es keine roten, geschmackvollen Erdbeeren gibt, sondern nur noch blasse, geschmacklose, ist für mich unvorstellbar. Umso mehr war es spannend, die Entwicklung von Nini mitzuerleben, weil man als Leser/Leserin zu einer alten Generation gehört, die weiß, wie das Obst und Gemüse früher noch waren. Zugleich regt es zum Denken an und ich habe mich gefragt, was ich tun würde, wenn so etwas in Zukunft tatsächlich passiert.

„Eine Explosion traf ihre Zunge. [...] Alles, was sie bisher für den typischen Geschmack einer Erdbeere gehalten hatte, war in dieser kleinen Frucht um ein Vielfaches potenziert. So intensiv, als würde sie der reinen Essenz, der Seele aller Erdbeeren, begegnen.“

Der Schreibstil ist sehr schön zu lesen und die Autorin hat eine ganz besondere Art, Zustände und Situationen darzustellen. Dadurch wirkt alles sehr lebhaft und es fiel mir leicht, mich in die Situation hineinzuversetzen.

Der Roman ist nicht durch und durch spannend, was aber für mich überhaupt nicht schlimm war, da das Verhältnis von Spannung und Wohlfühlen zum Buch und der Situation passt. Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, den Roman zu lesen und es war ein richtiges Wohlfühlbuch. Das Häuschen auf dem Land in England wirkt sehr idyllisch und man spürt förmlich die Ruhe, die von diesem Ort ausgeht.

Leider ging es mir gegen Ende, wo es sehr spannend wird, zu schnell. Einige Schlüsselmomente werden eher kurz gefasst und es wirkt so, als ob man es einfach schnell abschließen wollte.

Trotz des kurzgefassten Endes finde ich, dass der Einzelband „Der Geschmack des Lebens“ ein gelungener Roman über ein wichtiges Thema ist, mit dem sich die meisten noch nie wirklich auseinandergesetzt haben. Gerade deshalb kann ich es jedem empfehlen, auch wenn Future-Fiction nicht in das Lieblingsgenre gehört.

Ich empfehle den Roman ab 14 Jahren und gebe dem Buch 4 von 5 LESEPUNKTEN.

 

Empfohlene Zitierweise

Hanna Metzger, Rezension von: Claudia Praxmayer: Der Geschmack des Lebens. In: LESEPUNKTE 2021, https://www.lesepunkte.de/rezensionen/claudia-praxmayer-der-geschmack-des-lebens
Bitte setzt hinter die URL-Angabe in runden Klammern das Datum Eures letzten Besuchs dieser Online-Adresse.

Noch keine Kommentare bis jetzt

Einen Kommentar schreiben