Christian Hardinghaus: Ein Held dunkler Zeit

Lesepunkte: 4 Punkte
AutorIn: Christian Hardinghaus
Titel: Ein Held dunkler Zeit
Verlag: Europa Verlag, 2018 ISBN: 978-3-95890-119-3
Seiten: 368 Preis: 19,90 Euro
Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Rezensiert von: Theresa Schulze, 9. Klasse [Marienschule Krefeld; betreut von: Dr. Ansgar Hoff]

Der Roman „Ein Held dunkler Zeit“ von Christian Hardinghaus handelt von einem jungen Arzt, der im Dritten Reich kämpft, um seine halbjüdische Frau und seine Kinder vor dem Naziregime zu retten.

Der junge Arzt Wilhelm Möckel hat sich in Osnabrück eine Existenz als Augenarzt aufgebaut, als er Annemarie kennenlernt. Mit Hitlers Machtübernahme gerät seine junge Frau in die Verfolgung durch die Nazis, als bekannt wird, dass sie Halbjüdin ist. Auch Wilhelms beruflicher Erfolg und sozialer Status stehen auf dem Spiel.

Wilhelm geht freiwillig als Arzt an die Kriegsfront, weil er seine Frau und seine Söhne beschützen will. Er kämpft einen langen und harten Kampf für die Arisierung seiner Familie. Dafür riskiert er auch sein eigenes Leben. Er erweist sich als Held - sowohl im Krieg für die Nazis als auch für seine Familie. Vor allem seine Leidenschaft als Arzt treibt ihn dazu an, selbst in gefährlichen Situationen Heldenmut zu beweisen. Er hilft Menschen in Not – unabhängig von ihrer Rasse oder Herkunft. Trotz vieler Rückschläge gibt er aufgrund seines starken Willens und der unendlichen Liebe zu seiner Familie nicht auf.

Die Geschichte beruht auf einer wahren historischen Begebenheit. Sie wird aus Sicht des Sanitätshelfers Friedrich Tönnies erzählt, der Wilhelm an der Front als Bursche zur Seite steht. Eingeleitet mit einer Rückblende, erinnert sich der nun alte Friedrich an die Leidensgeschichte im Zweiten Weltkrieg. Anschließend gliedert sich der Roman in zwei Teile: Der erste Teil beschreibt in einer auktorialen Erzählperspektive die Liebesgeschichte Wilhelms und Annemaries. Nachdem Wilhelm als Truppenarzt in den Krieg einmarschiert, wird im zweiten Teil des Buches seine Rolle im weiteren Kriegsverlauf beschrieben. In der Ich-Perspektive schildert Friedrich das Zusammenleben und die immer stärker wachsende Freundschaft zu Wilhelm. Dem Leser wird Friedrichs persönliche Haltung zu den Kriegsgeschehnissen sowie zur familiären Situation Wilhelms nahegebracht. Im Kampf um Wilhelms Familie erweist sich Friedrich als wertvoller Freund und psychische Stütze.

Positiv ist mir der Erzählstil aufgefallen: Die persönliche Geschichte Wilhelms wird sehr realistisch und lebendig erzählt. Die detaillierte Beschreibung der Situation und seiner Gefühle durch den Erzähler Friedrich Tönnies ermöglicht es dem Leser, sich in die Person Wilhelms hineinzuversetzen. Wilhelm kämpft einen scheinbar aussichtslosen Kampf – einerseits die Verfolgung seiner Familie durch und andererseits sein mutiger Kriegseinsatz für das Naziregime machen die Spannung des Buches aus.

Die Hintergrundhistorie wird sehr anschaulich erzählt. Der Leser erhält vielfältige Informationen zu den Lebensumständen während der Judenverfolgung und zu den Kriegsereignissen, die die Liebesgeschichte von Wilhelm und Annemarie begleiten. Dadurch gewinnt die Lebensgeschichte Wilhelms und seiner Familie an Tiefe. Der Leser wird auf diese Weise in die Lage versetzt, das Verhalten der Protagonisten zu begreifen, manchmal aber auch in Frage zu stellen.

Einschränkend sind die teilweise etwas unbeholfenen Formulierungen zu erwähnen, durch die der Geschichte an manchen Stellen die Dynamik genommen wird. Hier würde ich mir eine facettenreichere Wortwahl wünschen. Trotzdem empfehle ich den Roman uneingeschränkt: nicht nur den Menschen, die gerne Liebesromane lesen. Auch Leser, die sich für lebendige Geschichte interessieren, werden durch die gelungene Schilderung eines persönlichen Schicksals und der historischen Zusammenhänge nicht enttäuscht.

„Ein Held dunkler Zeit“ ist ein äußerst gelungener und lesenswerter Roman, den ich insgesamt mit vier Lesepunkten bewerte.

Empfohlene Zitierweise

Theresa Schulze, Rezension von: Christian Hardinghaus: Ein Held dunkler Zeit. In: LESEPUNKTE 2018, https://www.lesepunkte.de/rezensionen/christian-hardinghaus-ein-held-dunkler-zeit
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