Bernd Ingmar Gutberlet: Spione überall: Wie Agenten, Spitzel und Verschwörer Geschichte schrieben

Lesepunkte: 3 Punkte
AutorIn: Bernd Ingmar Gutberlet
Titel: Spione überall: Wie Agenten, Spitzel und Verschwörer Geschichte schrieben
Verlag: Bastei Lübbe, 2014 ISBN: 978-3-431-03898-9
Seiten: 285 Preis: 12,99 Euro
Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Rezensiert von: Maurice Kajan, 11. Klasse [Apostelgymnasium, Köln; Betreut von Katharina Frings ]

Wenn es um die großen Ereignisse der Geschichte geht, denkt man dabei wohl eher selten an Spione. Dabei ist es interessant zu erfahren, wie wichtig die Spionage häufig war, wobei dies nicht nur die bekannteren Fälle wie die Enigma oder vielleicht den Fall des Oberst Redl umfasst. So ziemlich jeder, der Macht hatte, versuchte irgendwie an Geheiminformationen zu kommen: Ägypter, Römer, Franzosen und Deutsche ebenso wie Kaiser, Könige, Päpste und Präsidenten.

Das Buch „Spione überall“ von Bernd Ingmar Gutberlet aus dem Jahr 2014 befasst sich mit der Geschichte der Spionage und der häufig vergessenen Rolle, die diese für die allgemeine Geschichte gespielt hat. Die hierbei behandelten Epochen reichen in etwa von der Varusschlacht 9 n. Chr. bis ins Jahr 1990  -  jedoch nicht bis in die Gegenwart. Diese Ereignisse stehen dabei relativ unverbunden nebeneinander.

Die Gliederung umfasst sieben Kapitel, die alle ein eigenes Themenfeld umfassen und in mehrere Unterkapitel aufgeteilt sind. Eine Stärke des vorliegenden Buches ist die zwar präzise und viele Aspekte des Themas erfassende, aber dennoch leicht verständliche Sprache. Aus diesem Grund ist dieses Buch, auch wenn es sich um ein Sachbuch handelt, von großem Unterhaltungswert.

Auf der anderen Seite könnte jedoch der homogene, und abgesehen von der Thematik, einseitige Aufbau des Buches, manchen Leser ermüden, da nun einmal die Geschichte der Spionage geschildert wird, allerdings ohne dass abwechslungsreiche Überleitungen gefunden werden, die das Interesse hätten steigern können.

Eine weitere große Stärke des Buches ist allerdings die Darstellung unterschiedlichster Spionagetätigkeiten und ihrer Kontexte. Unter den genannten Spionen und vermeintlichen Spionen sind relativ bekannte, wie Dreyfuß, ein in Frankreich der letzten Dekade des 19. Jahrhunderts zu Unrecht wegen Spionage verurteilter französischer Offizier, Oberst Redl, ein Offizier der gemeinsamen Armee Österreich-Ungarns u.v.m.. Der Leser erfährt zudem von bestimmten Berufsgruppen, die gewissermaßen offizielle Spione waren, wie etwa die päpstlichen Gesandten des Mittelalters oder die Militärattachés ab dem 19.Jh. Ebenso abwechslungsreich ist die Wahl der Schauplätze, von bekannten Reichen, Imperien und Staaten. Auch etwa die Abschnitte zum Wiener Kongress und der Zeit der Restauration dürften den Lesern einige neue Aspekte bieten.

Es fällt jedoch auf, dass das Buch die islamische Welt oder den fernen Osten, gerade China oder vielleicht Japan, Schauplätze, die womöglich ebenso interessant sein dürften, nahezu vollständig ausklammert.

Ungetrübt bleibt allerdings die, stets umfangreiche, Einführung in den historischen Kontext der jeweiligen Zeit. Es handelt sich ohne Zweifel um ein Buch, das über eine neuartige und Interesse weckende Thematik versucht, dem Leser bei der Beschäftigung mit der Geschichte der Spionage auch einen Überblick über weite Teile der allgemeinen Geschichte zu geben.

Alles in allem handelt es sich meines Erachtens um ein interessantes und durchaus lesenswertes Buch, das trotz gewisser Makel sowohl formal als auch inhaltlich überzeugt. Da es eine interessante Thematik abwechslungsreich und mit viel zusätzlichen Informationen aufbereitet, halte ich es für empfehlenswert.

Empfohlene Zitierweise

Bernd Ingmar Gutberlet, Rezension von: Maurice Kajan: Spione überall: Wie Agenten, Spitzel und Verschwörer Geschichte schrieben, In: LESEPUNKTE, URL: https://www.lesepunkte.de/rezensionen/bernd-ingmar-gutberlet-spione-ueberall-wie-agenten-spitzel-und-verschwoerer-geschichte-schrieben/
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