Schneetänzer ist ein Jugendbuch der deutschen Autorin Antje Babendererde. Es ist gleichzeitig ein Abenteuerroman wie auch eine Liebesgeschichte und beschreibt eine wunderbare Atmosphäre. Die 387 Seiten sind als Soft- sowie als Hardcover erhältlich, wobei das gesamte Buch klimaneutral gedruckt wurde. 2019 erschien die Erstauflage, zwei Jahre später eine Neuauflage. Zur Autorin: Babendererde wurde 1963 in Thüringen geboren und ging auch dort zur Schule. Seit 1996 ist sie beruflich Schriftstellerin und verfasst vor allem Romane über das Leben der heutigen indigenen Völker. Dieses Buch wurde mit dem Kimi-Preis ausgezeichnet und zeigt positive Resonanz der Leser*innen.
„Der Pelz schlackerte, er schien ihm drei Nummern zu groß zu sein. Ausgehungert, dachte ich noch, dann holte der Bär aus, schlug mit seiner Pranke nach meinem Kopf.“
Jacob ist halb deutsch, halb cree. Die cree sind ein indigenes Volk, die laut Buch noch heute in Nordamerika leben. Seinen Vater hat Jacob seit 14 Jahren nicht mehr gesehen und er möchte ihn unbedingt kennenlernen. So fliegt er nach Kanada, wo er geboren wurde. Ganz weit im Norden erreicht er dann ein kleines Städtchen, Moosonee. Dort lernt er eine Frau kennen, die ihn zu seinem Vater bringen kann. Mit einem Schneemobil wird Jacob in die Wildnis gefahren, denn es ist noch Winter und sein Vater soll sich dort befinden. Allerdings wird er in der Wildnis ausgesetzt und kämpft hart ums Überleben, bis er von zwei wahren Cree aufgespürt wird. Hier lernt er Kimi kennen, ein Mädchen in seinem Alter. Sie und ihr Großvater nehmen ihn bei sich in ihrer Hütte auf, und Jacob erfährt endlich die Geschichten seines abstammenden Volkes und den Grund seines heutigen Lebens. Ihm wird vieles bewusster, doch auch Ängste umschwirren ihn. Jacob verliebt sich in Kimi und kann erst Tage später den Weg zu seinem Vater antreten. Dabei stehen sich zwei Welten, zwei Kulturen gegenüber. Was mache ich hier? Wo gehöre ich überhaupt hin? Und wie geht es mit meinem Leben weiter? All diese Fragen stellt er sich, aber dann lernt er endlich seinen Vater kennen. Jedoch ist da noch Kimi - und sein bevorstehendes Abitur in Deutschland…
„Kimis Stimme kam wie aus weiter Ferne, doch sie drang nicht zu meinem Bewusstsein durch. Die Erinnerung überschwemmte mich wie die teebraunen Wasser des Moose River.“
Ich finde dieses Buch einfach wunderbar geschrieben. Babendererde beschreibt die Atmosphäre im Norden Kanadas äußerst genau und die Geschichte lädt zum Träumen und Mitfühlen ein. Man versinkt in einer anderen Welt und vergisst alles um sich herum. Die Gefühle von Jacob, wie auch sein Denken werden aus seiner Perspektive erzählt, was ich für sehr gelungen halte. Ein Perspektivwechsel verleiht dem Buch nochmal mehr Spannung, wie auch die vielen kleinen und unerwarteten Ereignisse. So empfinde ich auch die Sprache des Buches sehr leicht zu erfassen und auf die heutige Zeit angepasst. Besonders gut dargestellt finde ich die Beschreibung vom Zusammentreffen von Jacob und Kimi. Dieses Flair, alleine in einer Hütte irgendwo im Busch zu sein, ergreift mich jedes Mal, wenn ich über die Zeilen fliege. Humorvoll, witzig und unglaublich spannend tritt die Geschichte an den/die Leser*in. Ausdrücke auf Cree stehen meist mit in den Dialogen, was informativ und gut zu wissen ist. Empfehlen würde ich Schneetänzer erst ab 15 Jahren, weil man so besser den Kontrast zwischen den beiden Kulturen erfassen kann und sich eigene Gedanken zu diesem Thema machen kann. Schließlich ist die Story nicht so unrealistisch.
So würde ich dem Buch auch die verdiente volle Punktzahl von 5/5 LESEPUNKTEN geben. Mit anderen Romanen verglichen, kann meiner Meinung nach kein Buch mit Schneetänzer mithalten. Die Geschichte und die Atmosphäre sind einzigartig und ein wahres literarisches Werk.
Ich habe das Buch als Hörbuch genossen und kann vielem zustimmen, was Janis Mauch über den Schneetänzer schreibt. Zwischendurch und vor allem am Schluss überwog bei mir eine leichte Skepsis, ob hier nicht doch, allzu romantisierend, das Bild vom edlen Wilden bedient wird. Wie der Vater am Ende als der nur Gute dasteht, das bereitet mir Unbehagen. Und dass er dann auch noch so viel Verständnis für das Versagen der kulturzerrissenen Mutter aufbringt, das überschreitet in meinen Augen die Grenze zum Kitsch, leider! Ansonsten: leses- bzw. hörenswert!