Buchautor*innen im Fokus – Wie wirkt sich Corona auf Buchautor*innen aus?
Buchautor*innen im Fokus – Wie wirkt sich Corona auf Buchautor*innen aus?
Auswirkungen von Corona auf Buchautor*innen
In Zeiten von Corona sind viele Erwerbstätige in der Ausübung ihrer Tätigkeiten eingeschränkt und durchlaufen eine kritische Berufslage. Darunter fallen auch Buchautor*innen, auf deren Bücher häufig während der Quarantäne und einer Zeit des social distancing bewährt zurückgegriffen wird. Die Flucht in eine fiktive Welt oder in eine Zeit, in der Umarmungen und zwischenmenschliche Nähe ein normaler Bestandteil des Alltags gewesen sind, helfen aktiv das chaotische Jahr 2020 zu bewältigen.
Wir von der LESEPUNKTE-Redaktion sind daher interessiert, aus erster Hand von Buchautor*innen zu erfahren, welche Einflüsse sich auf ihren Beruf auswirken, und wie es um das neue Material steht, das wir in künftigen Werken lesen dürfen. Für diesen Bericht haben sich die Autor*innen Rüdiger Bertram, Adriana Popescu und Frank Maria Reifenberg, die bei unseren Projekttagen wie „Viele Schulen ein Buch“ mitwirkten, für ein Interview bereit erklärt und gaben uns tiefe Einblicke in die Corona-Bewältigung einer/s Buchautor*in.
Ähnlich wie die meisten Menschen traf die Krise die drei Autor*innen unverhofft und aus dem Nichts. Frank Maria Reifenberg erinnert sich, dass seine letzte Veranstaltung am 12.03 noch in München stattfand, wobei auch bei dieser Veranstaltung erste Absagen zu verzeichnen waren. Von diesem Tag an folgten täglich Absagen von Veranstaltungen, dieses Szenario wird durch die anderen Autor*innen ebenso dargelegt. Besonders im Frühjahr sind Buchautor*innen auf Lesereisen unterwegs oder nehmen an zusätzlichen Projekten teil, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. In den Interviews machen alle Autor*innen deutlich wie bedeutsam die Lesereisen für die meisten Buchautor*innen sind. Es sind die Lesereisen und nicht die verkauften Buchexemplare, die für die Buchautor*innen entscheidend sind, um ihre Leidenschaft rentabel zu machen.
Aber bei den ausgefallenen Lesereisen hören die Probleme leider nicht auf. Einige Buchautor*innen haben ein Sicherheitsnetz, auf das sie zurückgreifen können, um die veranstaltungslose Zeit zu überstehen. Besonders hart trifft es leider die bisher nicht so etablierten Buchautor*innen oder diejenigen, die gerade den Berufszweig für sich entdecken. Ein Großteil der Kreativen kann nicht auf ein Vertrauensverhältnis bei Verlagen oder auf finanzielle Unterstützung zurückgreifen.
Wir fragten die Buchautor*innen ebenso nach ihrem aktuellen Schreibprozess und den Einfluss den Corona auf ihn haben könnte. Dabei stellt sich heraus, dass die Autor*innen sehr unterschiedlich arbeiten. Der Umgang mit Corona wird von den drei Autor*innen jeweils auf andere Art und Weise gelöst und gibt einen Einblick in die Arbeitsweise der Kreativen. Adriana Popescu erzählt uns, dass sie die fehlende zwischenmenschliche Nähe während Corona gerne in ihren Kurzgeschichten der „0711ovestory-Reihe“ kompensiere. Sie lässt ihre Figuren Nähe aufbauen, sich treffen und umarmen, ganz nach dem Motto: Wenigstens in meiner Welt gibt es aktuell noch die zwischenmenschliche Nähe. Als anderes Beispiel berichtet uns Rüdiger Bertram von einer metaphorischen Umsetzung in einem seiner Kinderbücher. Dabei geht es um eine wunderbar lustige und fantasievolle Geschichte eines sich immer weiter ausbreitenden Hefeteigs, der die Menschen beispielweise aus ihren Häusern verdrängt. Eine metaphorische Anspielung, umgesetzt in einer witzigen Story, die uns in dieser Zeit und vor allem die Kinder zum Lachen bringen soll. Für Frank Maria Reifenberg war die Frage, wie er das Thema Corona in seinen Büchern thematisieren kann, eine besonders wichtige Frage. Schreibt man, dass die Menschen Masken tragen, gibt es lange Schlangen beim Einkaufen, ist das Toilettenpapier mal wieder nicht zu bekommen? Solche Fragen sind relevant für ein Buch, das im Jahr 2020 geschrieben wird und auch dieses Jahr repräsentieren soll. Gerade das ist es, was Bücher ausmacht, die detaillierte Beschreibung der Welt und Geschichte.
Nun leben wir alle schon länger als ein halbes Jahr mit der Situation und sind uns noch nicht sicher, wann sie ein Ende finden wird. Aber um auf einer positiven Note zu enden: Es gibt wieder Möglichkeiten seine Liebsten zu besuchen, ohne Regeln zu brechen und auch die Buchautor*innen verzeichnen erste „Lebenszeichen“ in ihren Kalendern für das Ende des Jahres und das kommende Jahr 2021. Wenn wir das nächste Mal ein Buch in die Hand nehmen, denken wir vielleicht daran, wie glücklich wir uns schätzen können, dass Buchautor*innen trotz der Umstände weitermachen, um uns ein bisschen aus der manchmal harten Realität herauszuziehen. Und wenn wir dann irgendwann ein Buch lesen, in dem die Menschen seltsamerweise Masken tragen, können wir hoffentlich auf eine Zeit zurückblicken, die wir mittlerweile überstanden haben.
Hier kommen Sie zu den Internetseiten der Buchautor*innen:
Empfohlene Zitierweise
Buchautor*innen im Fokus - Wie wirkt sich Corona auf Buchautor*innen aus? In: LESEPUNKTE 2020, URL: https://www.lesepunkte.de/projekt/wie-wirkt-sich-corona-auf-buchautorinnen-aus/Bitte setzt beim Zitieren dieses Beitrags hinter der URL-Angabe in runden Klammern das Datum Eures letzten Besuchs dieser Online-Adresse.