Immer einen Besuch wert

Immer einen Besuch wert

Jugendliche als KulturvermittlerInnen im Hessischen Landesmuseum Darmstadt (Eine Kooperation zwischen dem Team Museumspädagogik Darmstadt und dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt)

Ein Bericht von Lucia Höfer, 11. Klasse
Schülerin des Ludwig-Georgs-Gymnasiums in Darmstadt und Mitglied in der Fachgruppe Kulturgeschichte im Team der MuseumsGuides / Jugendliche KulturvermittlerInnen

Geschwungene Rippen, große Schädelplatten und imposante Stoßzähne: Im ersten Stock des Hessischen Landesmuseums steht der Urzeitelefant Mastodon. Natürlich als ein Skelett. Dennoch finden die jungen Museumsgäste faszinierend, was die jugendlichen MuseumsführerInnen über das Präparat zu berichten haben. Das Mastodon ist eines der Exponate, die im Rahmen des Projekts „MuseumsGuides-Jugendliche als KulturvermittlerInnen“ vorgestellt werden.

Die MuseumsGuides, das sind SchülerInnen im Alter von 14 bis 19 Jahren. Sie wurden von den PädagogInnen Margit Sachse, Lars Harres und Simone Twiehaus zu KulturvermittlerInnen ausgebildet, um das Landesmuseum einem Publikum unterschiedlicher Altersgruppen zugänglich zu machen. Pünktlich zur Wiedereröffnung ging das Projekt an den Start. In den Sommerferien meldeten sich RealschülerInnen und GymnasiastInnen aus dem ganzen Landkreis für die Seminare. Zuerst wurde Grundwissen über das Museum vermittelt. So erfuhren die zukünftigen Guides, dass die Einrichtung bereits seit dem 18. Jahrhundert besteht und eines der europaweit seltenen Universalmuseen ist. Es beherbergt eine Sammlung zu den Fachgebieten Kunst-, Natur-, und Kulturgeschichte. Die Jugendlichen spezialisierten sich auf ein Fachgebiet oder sie entschieden sich für eine interdisziplinäre Präsentation. Schon von Referaten in der Schule waren Techniken wie deutliches Sprechen und selbstbewusstes Auftreten bekannt. Durch das Feedback der Gruppe konnten die Guides ihr Know-How rund um adressatengerechte Präsentationen sowie ihre rhetorischen Fähigkeiten noch verfeinern. Zum Vorstellen suchten sie sich zwei bis drei Exponate aus, für die sich selbst interessierten. Das Angebot reichte von Chichis Korkmodellen des Kolosseums und Pantheons über den Messeler Ameisenbär bis hin zu Beuys-Originalen. In Fünfergruppen konzipierten die Teams den Ablauf einer spannenden Führung. Hierbei kam es darauf an, sich gut abzusprechen, damit die einzelnen Exponate durch einen roten Faden verbunden wurden..

An jedem dritten Sonntag können sich Menschen aller Altersgruppen gratis von den jugendlichen KulturvermittlerInnen durchs Museum führen lassen. Durch eine Kooperation mit dem WDR fand zum „Tag der Maus“am 3.10.2014 ein gut besuchtes Programm ausschließlich für Kinder ab dem Grundschulalter statt.

Das Projekt hat Zukunft: Seit Dezember gibt es regelmäßig MultiplikatorInnenschulungen. Hier geben erfahrene MuseumsGuides ihr Wissen an SchülerInnen weiter, die sich auch im Museum engagieren möchten. Auch werden die Exponate gewechselt, so dass es für die BesucherInnen jedes Mal etwas Neues zu erfahren gibt.

Es geht nicht darum, dem Publikum das zu erzählen, was es auch auf den Schautafeln nachlesen kann. Wichtiger ist es, ungeahnte Blickwinkel auf das Exponat zu eröffnen. So wurde das Mastodon Teil einer Führung nicht wegen seines beeindruckenden Anblicks, sondern wegen seiner Hintergrundgeschichte. Von einem Freund des amerikanischen Präsidenten Thomas Jeffersons ausgegraben, kam es über Umwege nach London und Paris, wo es schließlich erstaunlich billig von einem Mitarbeiter des Landesmuseums erstanden wurde. Diese interessante Information erhielten die Guides von dem Paläontologie-Experten Dr. Oliver Sandrock. Um die Führungen mit dem nötigen Fachwissen auszustatten, lernten sie Expertengespräche durchzuführen.

Je nach Interessengebiet interviewten die Jugendlichen bereits die Biographin des in Auschwitz ermordeten Kustos Dr. Karl Freund, Frau Dr. Elisabeth Krimmel, die Biologin Mareike Munsch sowie die Kunsthistorikerin Frau Dr. Simone Kaiser. Auch die Gespräche mit den Kustoden Annette Zeeb, Dr. Bernhard Pinsker (zur Ausstellung „Karl der Große – 1200 Jahre Mythos und Wirklichkeit“) im Rahmen von Fortbildungen führten jedesmal dazu, dass ein Funke der Begeisterung, den die ExpertInnen für ihre Arbeitsgebiete zeigen, auf die Jugendlichen übersprang.

Ich persönlich arbeite gerne im Museum, weil ich mich für Geschichte interessiere und diese Begeisterung an andere Menschen weitergeben will. Sich zusammen auf die Präsentationen vorzubereiten und sich dabei gegenseitig zu unterstützen ist eine Art des gemeinsamen Lernens außerhalb des Unterrichts, die seinen ganz besonderen Reiz hat.

(Betreut von Margit Sachse)

Empfohlene Zitierweise

Lucia Höfer: Immer einen Besuch wert. Jugendliche als Kulturvermittler im Hessischen Landesmuseum Darmstadt. In: lesepunkte 10 (2015), Nr. 1 http://lesepunkte.uni-koeln.de/projekt/immer-einen-besuch-wert/
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