<<,,Alles, was ich wahrnehmen konnte, war das undeutliche Grunzen des Mannes, der sich über mich beugte, der mir wehtat, der mir sagte, ich solle aufhören, mich zu wehren, wo ich mich doch gar nicht wehrte, und dann der stechende Lärm von näher kommenden Sirenen. In meinem Gehirn explodierten eine Million Gedanken und zugleich doch nur ein einziger – Bitte töte mich nicht.“>>
In dem Roman „Nichts ist okay!“ sprechen Jason Reynolds und Brendan Kiely das sehr aktuelle und wichtige Thema Rassismus und Polizeigewalt gegenüber Afroamerikanern an. Dabei geht es um die Geschichte des 16-jährigen schwarzen Rashad, welcher durch ein folgenschweres Missverständnis von einem weißen Polizisten verprügelt wird und schwerverletzt im Krankenhaus landet. Allerdings gibt es einen Zeugen, der gleichaltrige weiße Quinn. Und der steht unter Druck, da ausgerechnet der Bruder des Polizisten einer seiner besten Freunde ist. Bis zum Schluss bleibt es spannend, ob er sich traut, gegen den Rassismus zu kämpfen.
Das Buch ist sowohl aus der Sicht von Quinn als auch von Rashad geschrieben. Diese geteilte Sichtweise auf das Geschehen hat mir sehr gut gefallen, denn so erhält der Leser/die Leserin ein differenziertes Bild und es werden beide Seiten gezeigt. Ich hatte förmlich das Gefühl, selbst Teil der Geschichte zu sein. Außerdem werden die beiden Protagonisten genau beschrieben, sodass man ihre Emotionen und Gefühle gut nachvollziehen kann.
Ein weiterer Pluspunkt ist die Sprache, die die Autoren benutzen. Sie ist an den momentanen Jugendslang angelehnt, was die Erzählung auch teilweise sehr lustig und lebendig macht. Dabei wirkt die Wortwahl aber keineswegs übertrieben, sondern spiegelt viel mehr die Gedanken beider Jungen auf eine sehr reale Art und Weise wider. Ich finde, dass sich das Buch dadurch von vielen anderen Jugendbüchern unterscheidet, weil es eben nicht aufgesetzt oder gespielt wirkt. Gleichzeitig ist es auch für etwas jüngere LeserInnen geeignet.
Weiterhin hat mich der Umgang mit dem etwas heiklen Thema Rassismus und Polizeigewalt überrascht. Es wird sehr direkt und auch ein wenig provokativ darüber geschrieben, jedoch lässt die Geschichte genügend Raum, um sich selbst damit auseinander zu setzen oder mit anderen zu diskutieren. Außerdem zeigt es die Reaktion der Medien und das Verhalten von Rashads Familie und der des Polizisten.
Einen kleinen Kritikpunkt gibt es meinerseits allerdings doch. Die ersten 100 Seiten wirken auf mich etwas sehr lang „gezogen“ und zu detailliert, da erst im weiteren Verlauf der Handlung das eigentliche Problem deutlich wird. Ab da stieg dann aber wieder die Spannung und ich wollte unbedingt weiterlesen.
Insgesamt hat mich das Buch größtenteils überzeugt, da es sowohl eine aktuelle Problematik behandelt als auch klar zum Nachdenken und Handeln anregt. Ich halte es für sehr gelungen und spannend. Somit gebe ich 4 von 5 Lesepunkten und empfehle es gerne weiter.