Xavier-Laurent Petit: Der Sohn des Ursars

Lesepunkte: 4 Punkte
AutorIn: Xavier-Laurent Petit
Titel: Der Sohn des Ursars
Verlag: Knesebeck ISBN: 978-3-95728-538-6
Seiten: 240 Preis: 15,00€
Altersempfehlung: ab 12 Jahren

Rezensiert von: Junes Urbanek [Wilhelm-Raabe-Schule Hannover, betreut von: Heiko Eichenberg]

Der Sohn des Bärenführers

Der Roman „Der Sohn des Ursars” von Xavier-Laurent Petit ist im Knesebeck Verlag erschienen. Er handelt von der Geschichte Ciprians, dem Sohn eines Bärenführers. Dieser gelangt nach Paris und lebt dort, nicht der französischen Sprache mächtig, am Rande der Gesellschaft. Dort schafft er es durch seine erstaunlichen Fähigkeiten in die Gesellschaft aufgenommen zu werden.

Die Familie von Ciprian wird von der Bevölkerung, wo auch immer sie hinziehen, nicht geachtet und vertrieben. Geld versucht die Familie durch inszenierte Bärenkämpfe zu verdienen, was allerdings nicht zum Überleben reicht. Zum Überleben stehlen sie Nahrung und was sie zum Leben benötigen. Als ihr Auto, das den Wohnwagen zieht, von der nationalistischen Liga endgültig zerstört wird, kommen in diesem Moment zwei Männer ins Spiel, die der Familie anbieten, sie für einen Knebelvertrag nach Paris zu bringen, einer Stadt, in der sie Arbeit und Problemfreiheit versprechen. Dort angekommen muss die Mutter und die Schwester von Ciprian als Bettlerin, der Vater Lazar als Schrotthändler und Ciprian und sein Bruder als “Ausleiher” arbeiten, um die Schulden irgendwie abbezahlen zu können, die sich am Monatsende laut Vertrag aber immer wieder verdoppeln. Dabei leben sie in selbstgebauten Hütten nahe einer Baustelle.

Während einem seiner Streifzüge durch Luxemburg entdeckt Ciprian Personen, die Schach spielen. Durch das heimliche Zuschauen ist er in der Lage das Spiel zu verstehen und entwickelt eine ihm im Kampf gegen die Tyrannei der Verbrecher hilfreiche Freundschaft und Möglichkeit, um Teil der Gesellschaft zu werden, von der die Familie immer entfernt war.

Die Geschichte enthält anfangs Elemente, die erahnen lassen, dass der Roman eine Wendung zum Guten enthält. Dem kann man entnehmen, dass der Ich-Erzähler rückblickend erzählt. Die Erzählung erfolgt stimmig und bietet einen guten Einblick in den Gedankengang des 9-11 jährigen Ciprians.

Der Textstil passt gut zu der möglichen Gedankenführung eines 9-11 Jährigen. Es werden viele Begriffe aus der Muttersprache des Kindes verwendet, die jedoch alle verständlich sind. Die Sprache ist an manchen Stellen allerdings sehr kindlich gehalten: „Eines morgens ist Micâ gestorben. Micâ war unser Wagen.” (S.1, Z.1f.). Insgesamt weist das Buch durch die Beschreibung der Lebensumstände von Ciprians Familie und anderen Familien, die sie in den Slums in Paris auffinden, auf die Armut mancher Menschen hin, denn nur Ciprian erhält die Möglichkeit, sich aus der Armut zu befreien. Insgesamt schildert das Buch einen sehr düsteren Eindruck der Welt, und zeigt die Seiten derer, die vielen Menschen wahrscheinlich unbekannt und unvorstellbar sind.

Der Roman “Der Sohn des Ursars” ist auf jeden Fall spannend und lesenswert. Er erscheint stimmig und gewährt einen guten Einblick in die Lebensweise von der Gesellschaft ausgestoßener Menschen.

Allerdings ist sowohl der Anfang abschreckend für manche Leute, als auch das Ende nicht ausreichend als Abschluss des aufgebauten Konstruktes. Ich hatte außerdem anfangs leichte Schwierigkeiten mich mit dem Sprachstil auseinanderzusetzen. Dieser ist eher an eine jüngere Zielgruppe angepasst, obwohl die Altersempfehlung des Buches 12 ist. Trotzdem ist dieses Buch für mich einen Kauf wert, da es mich in eine andere Welt versetzt hat und ich es am Stück lesen konnte.

Von 5 möglichen Punkten würde ich diesem Buch 3,75 LESEPUNKTE geben, also die Mitte zwischen 3,5 und 4.

Empfohlene Zitierweise

Junes Urbanek, Rezension von: Xavier-Laurent Petit: Der Sohn des Ursars. In: LESEPUNKTE 2022, https://www.lesepunkte.de/rezensionen/xavier-laurent-petit-der-sohn-des-ursars
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