Peer Martin: Blut und Schokolade

Lesepunkte: 5 Punkte
AutorIn: Peer Martin
Titel: Blut und Schokolade
Verlag: Dressler ISBN: 978-3-7513-0023-0
Seiten: 448 Preis: 20,00 €
Altersempfehlung: ab 14 Jahren

Rezensiert von: Jordy Sun, 8.Klasse [Erich-Kästner-Gymnasium Köln, betreut von: Manja Zastrow]

In „Blut und Schokolade“ aus dem Jahr 2021 von Peer Martin aus dem Dressler Verlag geht es um das Leben von Kinderarbeitern, die in der Elfenbeinküste auf einer Plantage arbeiten und versuchen, zu fliehen.

In dem Buch gibt es drei verschiedene Handlungsstränge, die jeweils von verschiedenen Figuren aus deren Sicht erzählen: Einmal den von Issa, einem 18-jährigen Erwachsenen, der versucht, seinen kleinen, neunjährigen Bruder Yaya von einer Plantage zu befreien, indem er selber Arbeiter auf dieser wird.  Doch wird er es schaffen? Der zweite handelt von Manal, einer 18-jährigen Europäerin, die gerade ihr Abitur abgeschlossen hat und nun auf einer Weltreise ihre Verwandten in der Elfenbeinküste besucht. Doch dann lernt sie Issa kennen und ist plötzlich Teil seines gefährlichen Plans, Yaya zu befreien. Der letzte Strang erzählt von Peter, dem Vater Manals, der Autor ist und die Geschichte seiner Familie, die ursprünglich Sklaven im Dreieckshandel (Sklavenhandel im 17.-19. Jahrhundert) waren, aufschreibt. Er selbst (und nicht die Geschichte seiner Vorfahren) wird erst ziemlich spät im Buch wichtig und es wäre an dieser Stelle ein zu großer Spoiler, darauf einzugehen.

„Blut und Schokolade“ startet direkt durch. Klar, die Figuren werden alle vorgestellt, doch auch das wird in die Handlung eingeflochten, sodass es keine langweilige Phase gibt, durch die man sich quälen muss, um dann mit der richtigen Geschichte anfangen zu können. Es ist ein bisschen so, als ob man mit Issa zusammen auf der Plantage ,,angestellt“ wäre und die anderen kennenlernt. So fühlt man im Laufe des Buches mit den Kindern auf der Plantage, als wäre man selber dort. Man freut sich genauso über jede Kleinigkeit (z.B. eine kleine Pause vom Arbeiten auf der Plantage oder einem nicht so anstrengenden Tag). Das gleiche passiert mit Manals Handlungsstrang: Man kommt aus einem urbanen, westlichen Umfeld mitten ins Herz der Elfenbeinküste. Lernt die Wunder des Dschungels, aber auch seine Zerstörung durch die Plantagen kennen. Verurteilt diese zu Beginn aufs härteste, merkt dann aber, dass die Besitzer der Plantage selber mit den Problemen der niedrigen Kakaopreise zu kämpfen haben und selbst mit Kinderarbeit kaum über die Runden kommen. Für mich war Manal wie ein*e Leser*in, die/der eine (für ihn/sie) neue Welt erkundet.

Was mir auch sehr gut am Buch gefallen hat ist die Nähe zur Realität, da Kinderarbeit in der Schokoladenindustrie (trotz Versprechen der großen Firmen) ein großes Problem ist (ca. 1,5 Millionen Kinder arbeiten in der Kakaoernte). Wie die Kinder im Buch müssen sie häufig schwere, körperliche Arbeiten ausführen, z.B. das Tragen zu schwerer Kakaosäcke, die Arbeit mit gefährlichen Werkzeugen wie zum Beispiel Macheten, Waldrodung oder das Versprühen von gefährlichen Pestiziden.

Ich nehme an, dass dies den meisten von euch schon bekannt war. Trotzdem holen sich viele regelmäßig z.B. einen Schokoriegel. Kann ja nichts Schlimmes dabei sein und wenn, ist das einfach zu abstrakt. Und genau das ändert „Blut und Schokolade: Anstatt irgendwelchen Zahlen werden es echte emotionale Menschen. Und das ist alles in einer unfassbar guten Geschichte verpackt. Selbst wenn es Kinderarbeit nicht gäbe, wäre es ein sehr lesenswertes Buch.

Das Einzige, woran man vielleicht Kritik äußern könnte, ist der Titel, da Blut und Schokolade sich nach einem 08/15-Trashroman anhört. Aber das ist auch Geschmacksache und liegt im Auge des/der Betrachter*in.

Empfehlen würde ich das Buch erst ab 12-14 Jahren, da es sehr explizite Sex- und Gewaltszenen enthält und diese sehr realistisch geschildert sind.

„Blut und Schokolade“ ist eines der besten Bücher, die ich jemals gelesen habe, da alles stimmt. Die Figuren und die Geschichte haben Tiefe. Obwohl es von einem sehr sensiblen Thema handelt und es dieses auch sehr angemessen behandelt, ist es an keiner Stelle langweilig. Deswegen gebe ich „Blut und Schokolade“ 5 LESEPUNKTE.

Empfohlene Zitierweise

Jordy Sun, Rezension von: Peer Martin: Blut und Schokolade. In: LESEPUNKTE 2022, https://www.lesepunkte.de/rezensionen/peer-martin-blut-und-schokolade
Bitte setzt hinter die URL-Angabe in runden Klammern das Datum Eures letzten Besuchs dieser Online-Adresse.

Noch keine Kommentare bis jetzt

Einen Kommentar schreiben