Erich Maria Remarque: Der Weg zurück

Lesepunkte: 5 Punkte
AutorIn: Erich M. Remarque
Titel: Der Weg zurück
Verlag: Kiepenheuer & Witsch, 2014 ISBN: 978-3-462-04630-4
Seiten: 416 Preis: 12,00 Euro
Altersempfehlung: All Age

Rezensiert von: Erik Baum [Freiherr-vom-Stein Gymnasium Leverkusen; betreut von Christoph Heckl]

Der Weg zurück - Remarques kongeniale Fortsetzung

Noch schlimmer als der Krieg sind die Narben, die er hinterlässt. So oder so ähnlich könnte jedenfalls eine Deutung von „Der Weg zurück“ (1931), dem zweiten Antikriegsroman von Erich Maria Remarque, welcher nur zwei Jahre nach seinem Debüt „Im Westen nichts Neues“ erschien und auch inhaltlich an diesen anknüpft, lauten.

Berichtet wird diesmal nicht vom Schicksal Paul Bäumers, der schließlich am Ende vom „Im Westen nichts Neues“ starb, sondern von dem seines Klassenkameraden Ernst Birkholz, der mit den Überlebenden der Klasse das Kriegsende und die darauffolgenden Jahre erlebt.

Remarque thematisiert in „Der Weg zurück“ nicht das grausame Sterben in den Schützengräben, sondern die schwierige Verarbeitung des Krieges sowie die physischen wie psychischen Folgen für die Soldaten. Man mag nun leicht dem Gedanken verfallen, dass der Folgeband durch die andere Thematik im Vergleich zum Vorgänger an Wortgewaltigkeit und Aussagekraft verliert; tatsächlich ist genau das Gegenteil der Fall. Hinsichtlich seiner sprachlichen Gestaltung und Ausschmückung ist „Der Weg zurück“ mindestens so eindrucksvoll wie „Im Westen nichts Neues“. Besonders gelungen ist die Sprache aber nicht nur durch ihre schiere Ausdruckskraft; viel wichtiger ist noch ihre perfekte Harmonie mit dem Erzählfluss, welche die Geschichte erst lebendig werden lässt. Die zerrüttete Psyche der Soldaten und ihre Entfremdung vom zivilen Umfeld wird logisch, wortgewaltig und zugleich auch poetisch vermittelt und geht perfekt in die erzählerischen Schritte überein.

Wenn der Leser bzw. die Leserin nach 374 Seiten zum Anhang weiterblättert, dann wird er bzw. sie sich noch an vieles erinnern, was „Der Weg zurück“ einzigartig macht: die wunderbar authentischen Charaktere, das sprachlich meisterhaft vermittelte Leiden der Überlebenden, die ausdrucksstarke und klare Sprache. Ich kann diese bewegende und zutiefst zum Nachdenken anregende Anklage gegen den Krieg jedem bzw. jeder wärmstens ans Herz legen, dem bzw. der auch der erste Roman gefiel. „Der Weg zurück“ zu lesen, ohne Kenntnisse vom vorangegangenen Werk zu haben, kann ich jedoch nicht empfehlen.

Ich vergebe fünf von fünf Lesepunkten.

Empfohlene Zitierweise

Erik Baum, Rezension von: Erich Maria Remarque: Der Weg zurück. In: LESEPUNKTE 2019, https://www.lesepunkte.de/rezensionen/erich-maria-remarque-der-weg-zurueck
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