Anja Tuckermann: Ein Volk, ein Reich, ein Trümmerhaufen. Alltag, Widerstand und Verfolgung – Jugendliche im Nationalsozialismus

Lesepunkte: 4 Punkte
AutorIn: Anja Tuckermann
Titel: Ein Volk, ein Reich, ein Trümmerhaufen. Alltag, Widerstand und Verfolgung – Jugendliche im Nationalsozialismus
Verlag: Arena 2014 ISBN: 978-3-401-06823-7
Seiten: 175 Preis: 10,99 Euro
Altersempfehlung: ab 12 Jahren

Rezensiert von: Sarah Zillessen, 6. Klasse [Liebfrauenschule, Köln; Betreut von: Christa Weber]

In dem Buch „Ein Volk, ein Reich, ein Trümmerhaufen“ von Anja Tuckermann geht es um die „Machtergreifung“ Adolf Hitlers, die Regierungszeit der Nationalsozialisten, um ihre Propaganda, die Judenverfolgung und schließlich um den Zweiten Weltkrieg. Das Buch umfasst also den Zeitraum vom Ende des Ersten Weltkriegs, als Hitlers Aufstieg in der Politik begann, bis zu dessen Tod und dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Anja Tuckermann erzählt in ihrem Buch die Geschichte von Menschen, die diese Zeit miterlebt und der Autorin von ihren Erlebnissen erzählt haben. Zum Beispiel erzählt Ad Hoogendorn aus seinem Leben und dem seines Vaters. Er besaß in Amsterdam eine Druckerei und hatte Kontakt zu den Kommunisten, den Gegnern der Nationalsozialisten. Als die Niederlande von den Deutschen besetzt wurden, druckte Ads Vater heimlich Flugblätter, Plakate und Zeitungen, die sich gegen Hitler und seine Anhänger auch in den Niederlanden richteten. Ad selbst wurde 1943 verhaftet, als er versuchte, sich gegen die Verhaftung seines Vaters zu wehren, und von einem Gefängnis ins andere gebracht. Nach zwei Jahren, als der Krieg zu Ende war, kehrte er mit Geschenken (Zigaretten) für seinen Vater nach Holland zu seiner Mutter zurück und erfuhr, dass sein Vater nur wenige Tage vorher noch erschossen worden war.

Oder Lili Hahn: Sie führte während der zwölf Jahre der Herrschaft der Nationalsozialisten Tagebuch. Von ihr erfährt man, dass der Gestapo-Mann Heini Schmitt es in der Hand hatte, was mit ihrer jüdischen Mutter passierte. Sie selbst wurde von ihm mehrmals vergewaltigt. Aber sie konnte ihn nicht anzeigen, denn dann hätte er ihre Mutter ins nächste KZ geschickt.

In dem Buch wird also sehr offen über schreckliche Erlebnisse im Leben einzelner Menschen geschrieben. Die Leser erfahren zum Beispiel auch, wie viele Menschen Hitler umbringen ließ und wie er es überhaupt schaffte, die Juden in so großer Zahl zu töten. Die einzelnen Lebensgeschichten werden in ihrer zeitlichen Reihenfolge von Anja Tuckermann neutral vorgestellt.

Das Buch enthält auch einige Fotografien aus der Zeit, die z.B. die Menschenmassen zeigen, die Hitler zujubeln, oder zerstörte Städte. Vereinzelt gibt es auch Fotos, die die Menschen zeigen, die in dem Buch zu Wort kommen. Als Anhang gibt es ein Glossar, das wichtige nationalsozialistische Einrichtungen, aber auch Widerstandsgruppen und Namen vorstellt, so dass man als LeserIn hier auch immer nachschlagen kann. Außerdem gibt es hier auch einen Zeitstrahl, auf dem die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse zwischen 1919 und 1945 alle noch einmal aufgelistet sind.

In ihrem Nachwort zählt die Verfasserin vieles auf, was sie noch gerne aufgenommen hätte, z.B. die gescheiterten Attentate auf Hitler oder das Schicksal von Menschen nach ihrer Befreiung aus den Konzentrationslagern oder das Untertauchen der schlimmsten Kriegsverbrecher nach dem Ende des Krieges… Doch dann wäre ihr Buch viel zu umfangreich geworden.

Mir gefällt dieses Buch sehr, weil man sehr viel über die Zeit des Nationalsozialismus lernen kann und eine gute Vorstellung darüber bekommt, was unsere Großeltern erlebt haben. Am besten haben mir die Passagen gefallen, in denen über Widerstandsgruppen wie beispielsweise die „Weiße Rose“ berichtet wird. Ich musste das Buch manchmal für eine längere Zeit weglegen, um darüber nachzudenken, was ich gelesen hatte. Daher denke ich, dass das Buch auf jeden Fall erst für LeserInnen ab zehn oder elf Jahren geeignet ist, da man viele Informationen auf einmal verarbeiten muss und ich oft Bilder zu schrecklichen Szenen, die die Menschen erzählen, im Kopf hatte.

Das Buch ist nichts für Kinder und Jugendliche, die nichts über die Zeit der Nationalsozialisten und des Zweiten Weltkriegs erfahren möchten, denn dann wird es schnell langweilig. Für die, die sich allerdings für das Thema interessieren, ist es sehr spannend.

Empfohlene Zitierweise

Sarah Zillessen, Rezension von: Anja Tuckermann: Ein Volk, ein Reich, ein Trümmerhaufen. Alltag, Widerstand und Verfolgung – Jugendliche im Nationalsozialismus; In: LESEPUNKTE, URL: http://www.lesepunkte.de/rezensionen/anja-tuckermann-ein-volk-ein-reich-ein-truemmerhaufen-alltag-widerstand-und-verfolgung-jugendliche-im-nationalsozialismus/
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